Suche
Close this search box.
petra koller stern 1
petra koller stern 1
petra koller stern 1

Zwischen Mutterliebe und
Erziehungsburnout

Erziehungsburnout hoch 2

Wie ihr bereits im Blog Erziehungsburnout lesen konntet, bin ich der Meinung nach 20 Jahren Erziehungsarbeit ist es genug. Ich mag nicht mehr und leider hab ich gerade den Eindruck, dass ich auch nicht mehr kann.

Patrik fühlt sich krank

Wenn ihr meinen Blog Artikeln folgt, wisst ihr mittlerweile, dass es Patrik derzeit leider nicht so gut geht. Er ist nicht ganz fit, es ist aber immer noch nicht so ganz klar warum. Die Arzttermine zur Abklärung seiner Beschwerden sind noch nicht abgeschlossen. Was aber jedenfalls unumstritten ist, dass sein Körper aufgrund des starken Untergewichts erschöpft und nicht so leistungsfähig wie bisher ist.

Des Weiteren war es eigentlich nur eine Frage der Zeit bis die Einschnitte in unseren Alltag aufgrund von Corona ihn in seiner Entwicklung zurückwerfen würden. Sind wir mal ehrlich … was wir die letzten beiden Jahre erleben mussten – Seuche, Krieg und Klimakatastophen – ist selbst an den stärksten Menschen nicht spurlos vorüber gegangen. Wenig verwunderlich also, dass ein Jugendlicher mit speziellen Bedürfnissen, der auch noch mitten in der Pubertät steckt, noch weniger damit klar kommt als der Durchschnittsbürger.

Vor allem Patriks ursprüngliche Anststörungen, wegen derer er 5 Jahre in Therapie war, sind wieder voll oder so ähnlich da. Nach den Therapiejahren war er sehr stabil, daher konnte die Therapie vor etwa 4 Jahren beendet werden. Aufgrund von Corona und seiner Angst vor der beruflichen Zukunft, die durch die Probleme mit der Genehmigung zum 11. Schuljahr vor einem Jahr angefeuert wurden, haben wir aber leider einen extremen Rückschritt gemacht. Er ist derzeit beinah soziophob und zeigt seit Neuestem teilweise sogar autistischen Züge, obwohl bis dato niemals Autismus diagnostiziert wurde.

Erziehungsburnout hoch 2

Petra Koller-Supermom
Supermom 😅

Ich denke ich bin wirklich eine sehr starke Frau und habe weiß Gott schon so viel erlebt und überstanden. Aber derzeit bin ich gefühlt wirklich mit all meiner Kraft und Liebe am Ende. Ich bin von den kleinsten Dingen recht schnell ermüdet und aufgrund der ständigen Überanstrengung fällt es mir auch schwer so tolerant und flexibel wie sonst zu sein. Selbstverständlich versuche ich mit allen Tipps und Tricks, die mir aufgrund meiner langjährigen Erfahrung und meinen Zusatzausbildungen zur Verfügung stehen, dennoch täglich mit aller Kraft meinen Alltag zu bewältigen, aber es ist täglich eine Challenge und macht derzeit ehrlich gesagt nur sehr wenig Spaß.

Ich versuche die wenigen Highlights und freudigen Augenblicke zu feiern, mich auf die bereits erreichten Erfolge zu konzentrieren, aber zugegeben wird es von Tag zu Tag schwieriger. Aus der Distanz betrachtet ist es im Grunde möglich alles klein oder auch groß zu reden. Je nachdem wie wir Fakten beurteilen können sie hilfreich oder belastend sein. Aber derzeit fällt mir der berühmte „focus on the good“ wirklich schwer, obwohl ich Zeit meines Lebens eine Frohnatur war. Es ist als hätte ich mein Mojo* verloren. (*Wenn ihr euch nicht vorstellen könnt was ich mit Mojo meine, seht euch die Austin-Powers-Trilogie an 😉)

Frühlingspraktikum und seine Tücken

Die vergangene Woche hatte Patrik sein Frühlingspraktikum bei Jugend am Werk. Es war wieder eine spezielle Herausforderung für uns beide, da nicht nur er sondern eben auch ich schon zuvor nicht ganz fit waren. Dazu seine allgegenwärtige Angst vor Neuem, vor Veränderung, vor Ungewissem. Gleich Montags war sein Widerstand so groß, dass ich – obwohl ich es nach 2 Stunden Anstrengung geschafft habe, dass er ins Praktikum geht – danach zusammen gebrochen bin. Ich hatte Herzrasen, Schmerzen im Brustkorb, Beklemmungen, Schwindel und Kopfschmerzen. Game over.

Ich war körperlich, mental und seelisch derart fertig, dass ich mich krank melden musste. Es widerstrebte mir sehr, da ich meinen Job unheimlich gerne ausübe und einiges geplant hatte. Aber mein Körper ließ mir diesmal keine Wahl. Ich verbrachte die Zeit, die mein PATMan im Praktikum verbrachte, größtenteils mit Meditation, Yoga, Entspannungsübungen, viel Schlaf und langen Spaziergängen. So erholte ich mich recht schnell und konnte mich bereits mit Dienstag Abend wieder gesund schreiben lassen.

Panne beim Frühstück

Am Mittwoch dann gleich beim Frühstück die nächste Challenge. Der Draht, der nach Abnahme der Braketts an der Zahnreihe in Patriks Unterkiefer fixiert wurde, hatte sich gelöst. Er stand spitz und quer in den Mund hinein und störte ihn selbstverständlich sehr. „Irgendwas ist aber auch immer!“ dachte ich. Mit dem vorhandenen Spezialwerkzeug, mit dem mich die Kieferchirurgin unseres Vertrauens ausgestattet hatte, versuchte ich also den Draht abzuzwicken.

Leider gelang es mir nicht so wie erwartet. Der gesamte Draht löste sich. „Who cares?“, dachte ich mir. War das Ding halt gänzlich weg. Hauptsache es störte Patty nicht mehr. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt – zumindest für den Moment. Allerdings musste ich somit wieder einen Termin bei der Kieferchirurgin vereinbaren, um einen neuen Draht anbringen zu lassen. Wieder ein Zusatztermin für den ich Zeit ein planen musste.

Sehnsucht nach Urlaub

Eigentlich bräuchte ich Urlaub. Urlaub vom Muttersein. Dieser 24/7 Job zehrt derzeit an meinen Kräften. Vorallem das Patty nicht mehr mit dem Fahrtendienst fährt, kostet mir sehr viel Zeit und erschwert mir den Alltag ungemein. Seit einem Vorfall im Jänner ist es allerdings unmöglich geworden, den Fahrtendienst zu nutzen. Wenn Patrik weiß, dass er mit dem Fahrtendienst fahren sollte, regt er sich so auf, dass er Fieber bekommt oder sich übergibt. Daher habe ich derzeit keine andere Wahl.

Im Job kannst du Urlaub nehmen, aber als Mutter gibt es keinen Urlaub. Nicht mal stundenweise Zeitausgleich – zumindest als Alleinerzieher*in. Die Kids scheren sich meist einen feuchten Kehrricht darum wie es dir gerade geht, zumindest in der Pubertät. Sie sind so sehr mit sich selbst beschäftigt und damit sich selbst und einen Platz in der Gesellschaft zu finden, dass sie auf deine Befindlichkeiten keine Rücksicht nehmen können. Eigentlich verständlich.

Hilfe erforderlich

Alles ziemlich festgefahren derzeit. Zumindest scheint es so. Gott sei Dank habe ich eine handvoll unbezahlbare Freundinnen. Die haben mich in dieser Woche wieder mal daran erinnert, dass ich nicht alles alleine meistern muss. Immer funktionieren funktioniert halt nicht – ihr erinnert euch? Deshalb habe ich meinen Vater und den Vater von meinem PATMan gebeten mich zu unterstützen und sie übernehmen jeder ein, zwei Fahrten mit Patty. Das hilft mir ungemein. Es nimmt mir an diesen Tagen den Druck und verschafft mir mehr Zeit. Hurra!!!

Somit habe ich ja doch ein paar Stunden „Zeitausgleich“ vom Mutter-Job 😉 Wenn Patrik in der Schule ist, kann ich arbeiten. Diese Stunden im Home Office, in Frieden und in vollkommener Stille, geniesse ich so sehr. Ich brauche mich in dieser Zeit nur auf meinen Job konzentrieren, werde nicht unterbrochen und muss nicht an Arzttermine, Pädagogik oder Entwicklungsförderung denken. In diesen Stunden bin ich so produktiv.

Und wenn ich die Hin- und Rückfahrten nicht selbst erledigen muss, dann bin ich noch entspannter. Denn dann muss ich während meiner Arbeit nicht ständig auf die Uhr schauen, um den Zeitpunkt wo ich los fahren muss, um Patrik abzuholen, nicht zu verpassen. Wie die meisten Mütter bin ich schon für solche Kleinigkeiten unendlich dankbar. Es bedarf tatsächlich meist nicht viel, um ein Mutterherz glücklich zu machen.