Liebe

Liebe holt das Schönste und Schmerzvollste aus uns heraus und legt den Weg zu unserem inneren echten Kern für uns frei. Genau das ist es, was uns so viel Angst macht und wonach wir uns zugleich sehnen, weil es so erschütternd schön ist.

Bahar Yilmaz – Bahar Yilmaz – Autorin, Coaching, Yoga Lehrerin, Medium, Sensitive Beraterin

Liebe hat so viele unterschiedliche Gesichter und zeigt sich oft sehr subtil. Du kannst Liebe in den unterschiedlichsten Situationen und Momenten erkennen, wenn du dafür offen bist. Es gibt wohl kein Thema worüber so viel geschrieben und gesungen wurde wie über die Liebe. Jeder empfindet sie anders und jeder zeigt sie anders. Doch eines gilt wohl für Alle: Jeder Mensch sehnt sich im Innersten nach wahrhaftiger Liebe und Verbundenheit.

Liebe in meiner Kindheit

Ich bin in einer dysfunktionalen Familie aufgewachsen und hatte immer das Gefühl, dass ich etwas leisten musste, um geliebt zu werden. Es hatte immer den Anschein, dass ich nur geliebt werden würde, wenn ich einem bestimmten Bild entsprach. Ich lernte sehr schnell, dass Alle die kleine, hilfsbereite und verantwortungsbewusste Petra liebten, die immer fröhlich war und lächelte. Schon im Kleinkindalter war ich bemüht Erwartungen zu erfüllen und zu beweisen was ich alles konnte. Damit beschäftigt andere glücklich zu machen, entwickelte ich ein ausgeprägtes Helfersyndrom.

Es fiel mir niemals schwer Liebe zu schenken und für andere Menschen da zu sein, wollte ich doch jedenfalls hilfreich sein. Das Gefühl gebraucht und hilfreich zu sein erfüllte mich mit Stolz und befriedigte mein Innerstes.

Ablenkung

Doch nach meiner Scheidung wurde mir klar, dass ich mich so lange damit beschäftigt hatte andere Menschen glücklich zu machen, dass ich keine Ahnung davon hatte, was mich eigentlich glücklich machen würde. Bei der Suche nach der Antwort auf diese Frage wurde mir von Jahr zu Jahr klarer, dass ich vollkommen verlernt hatte Liebe anzunehmen.

Ich habe die Jahre nach meiner Scheidung größtenteils damit verbracht mich um meine Kinder zu kümmern. Es gab immer was zu tun, zu organisieren oder zu lösen. Wie ihr in einigen meiner Blog-Beiträge lesen könnt, gab es unzählige Challenges für mich rund um Patriks Entwicklung, seine schulische Laufbahn und seine Gesundheit. Lange Zeit hatte ich auch große Sorgen mit Geldangelegenheiten, da ich aufgrund Patriks Betreuungsbedarfs nur in Teilzeitverpflichtung arbeiten konnte. Es gab einige Monate, in denen ich bereits zur Monatsmitte nicht wirklich wusste, wie ich das Essen für das restliche Monat bezahlen sollte. Doch ich habe es immer geschafft. Allerdings war ich ständig so beschäftigt, dass ich mich so immer mehr von meinen Bedürfnissen abgelenkt habe.

Liebe & meine Kinder

Es heißt: Kein Kind kann zu viel geliebt werden und mit einer Kindheit voll Liebe lässt sich ein ganzes Leben aushalten. Da ich als Kind das Gefühl hatte niemals bedingungslose Liebe zu erfahren, war es mir besonders wichtig, dass meine Kinder sich bedingungslos geliebt fühlten. Und auch wenn es sehr schwierig war, nicht aufgrund von meinen Kindheitserfahrungen in die Muster meiner Eltern zu fallen, habe ich mich immer darum bemüht, meinen Kindern zu zeigen, dass ich sie immer liebe und lieben werde.

Selbstverständlich ist es deutlich schwieriger Kindern Liebe zu zeigen, wenn sie gerade eine Grenze überschritten haben oder sich gegen bestehende Regeln widersetzen. Und gerade mein PATMAN hat es mir oft nicht leicht gemacht. Seine immer wieder kehrende Ignoranz und der starke Mutismus fordern mich immer wieder. Auch wenn mein Kopf weiß, dass sein Verhalten nichts mit mir persönlich zu tun hat, so fühle ich mich dennoch oft bestraft oder missachtet, wenn er mir nicht antwortet. Da ich in meiner Kindheit oft mit Liebesentzug bestraft wurde, triggert mich Patriks Ignoranz mir gegenüber immens. Aber wie gesagt, dass ist eigentlich mein Thema nicht seines 😉.

Liebe in Freundschaften

Schon sehr früh waren mir Freundschaften wichtig. Ab meiner Einschulung hatte ich immer tolle Freunde an meiner Seite, ob es nun Schulfreunde waren oder die Freundschaften, die ich am jährlichen Ferienlager schloss. Ich bin unendlich dankbar, dass ich so viele so großartige Freunde habe, auf die ich mich immer verlassen kann. Wann immer ich Sorgen oder ein Tief hatte, waren gleich mehrere liebevolle Freundinnen an meiner Seite, die mich nicht nur seelisch unterstützten. So fühlte ich mich Zeit meines Lebens trotz der dysfunktionalen Familie immer von Liebe getragen.

Über die Jahre kamen und gingen Freundschaften, doch ein paar meiner Freundinnen begleiten mich jetzt schon zweiunddreißig Jahre! Und der erlesene Kreis, der nach all dem was ich in den letzten Jahrzehnten erlebt habe, immer noch treu zu mir steht, ist mir wertvoller als alles andere auf der Welt. Uns verbinden sehr intensive Erlebnisse und Erfahrungen und so wie ich immer auf meine Freunde zählen kann, so bin auch ich immer für sie da.

PATMAN & Freundschaften

Da ich so viel Liebe und Halt von meinen Freunden erfahre, war es mir auch wichtig meinen Kindern die Wichtigkeit von Freundschaften zu lehren. Philip hatte nie ein Problem Freunde zu finden. Er war von Geburt an clever, smart, umgänglich, sportlich, witzig und charmant. So fiel es ihm immer leicht Menschen für sich zu gewinnen. Da er ab seinem 7. Lebensjahr Vereinsfussball gespielt hat, haben ihn seine Vereinskollegen seit damals konstant begleitet. Seine Clique gibt es schon lange und er pflegt seine Freundschaften wie ich es ihm vorgelebt habe.

Mein PATMAN hatte leider nicht so viel Glück. Immer wenn er dachte er hätte einen Freund/eine Freundin fürs Leben gefunden, wurde er enttäuscht. Seine Freundschaften hielten leider nie sehr lange. Patrik ist eine sehr treue Seele und liebt Beständigkeit. Doch die Menschen, die er sich als Freunde ausgesucht hatte, haben sich nach einer Weile meist nicht mehr gemeldet und auf seine Nachrichten nicht mehr geantwortet. Auch seine Geburtstagsfeste waren oft enttäuschend für ihn. Und es war sehr schmerzhaft für mich mit anzusehen, wie traurig er war, wenn die geladenen Gäste weder erschienen sind noch absagten! So hat er leider bis heute keinen Freundeskreis und ich wünsche ihm innigst, dass sich das bald ändern wird.

Liebe & Beziehungen

Meine Kinder werden für immer die Nummer eins in meinem Herzen sein, aber sie brauchen mich immer weniger. Sie werden immer selbständiger und ich bin immens stolz auf beide. Es war für sie nicht immer leicht, doch sie haben ihren Weg gemacht. Offiziell sind sie mittlerweile beide volljährig und per Gesetz erwachsen. Mein PATMAN lebt das selbstverständlich deutlich anders als sein großer Bruder Philip. Doch auch er wird trotz seiner speziellen Geschichte und den täglichen Herausforderungen immer selbstständiger und erwachsener. Tatsächlich habe ich manchmal das Gefühl, dass sie mich beide eines Tages gar nicht mehr brauchen werden. Und das ist gut so. Das ist der Kreislauf des Lebens.

Da sie mich aber nicht mehr so sehr brauchen, habe ich mittlerweile wieder Zeit für mich. Ich habe in den letzten Jahren viel Zeit mit Ausbildungen verbracht und meinen Ehrgeiz in meinem Brotjob ausgelebt. Außerdem habe ich sportliche Routinen in mein Leben eingeplant, die ich nicht mehr missen möchten. Aber so sehr ich meine Kinder, meine Freunde, meine Familie, meinen Job und meinen Sport auch liebe, ich spüre da geht noch mehr. In mir ist so viel Liebe, dass ich auch gerne wieder einen Partner hätte. Und so versuche ich trotz all der teilweise eigenartigen Erfahrungen, die ich mit der Liebe machen durfte, wieder offen für eine Beziehung zu sein.

Challenge „Liebe“

Das ist eine sehr herausfordernde Aufgabe für mich. Da ich ein Helfersyndrom habe, ist das Wichtigste an einem Partner für mich, dass er meine Hilfsbereitschaft nicht ausnutzt. Ich muss gut darauf achten, dass ich in einer Partnerschaft nicht verschwinde. Und dann sind da in mir leider immer noch Zweifel, ob es tatsächlich einen Mann da draußen gibt, der nicht nur gut zu mir passt, sondern auch meinen PATMAN so akzeptiert wie er ist. Denn wie gesagt, meine Kinder werden immer die Nummer eins in meinem Herzen sein. Das muss auch ein potentieller Partner akzeptieren. Aber es gibt auch noch Platz für weitere Menschen in meinem Herz. Mal sehen was die Zukunft bringt 😉