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petra koller stern 1
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Zwischen Mutterliebe und
Erziehungsburnout

Probezeit bei Jugend am Werk

Die Probezeit bei Jugend am Werk geht dem Ende zu. Zeit, um zu reflektieren.

Die Probezeit geht dem Ende zu. Wie bereits berichtet, hat Patrik am 22.08.22 seine Stelle bei Jugend am Werk ALPHA in der Einsteigergruppe angetreten. Nun sind mittlerweile ganze 11 Wochen vergangen. Der Start war, wie sehr oft im Leben PATMANs, holprig. Doch schon nach kurzer Zeit lief es an und für sich recht gut – bis der Herbst ins Land gezogen ist. Da hat sich Patrik mit einem grippalen Infekt angesteckt. Er hatte hohes Fieber und konnte eine Woche lang nicht zur Arbeit.

Ausnahmezeit

Nach nur einem Arbeitstag hatte er dann einen Rückfall und musste sich weitere vier Arbeitstage krankmelden. Seitdem hatte er keine vollständige Arbeitswoche, da in jeder Woche ein Feiertag war. Zusätzlich hat er sich zu Halloween einen Urlaubstag genommen. Und letztes Wochenende ist er leider erneut krank geworden. Wieder ein grippaler Infekt, der ihn eine Woche lang außer Gefecht setzte. Somit findet schon länger kein gewohnter Ablauf statt und ihm fehlen seine Routinen.

PATMAN krank mit Luna
PATMAN krank mit seiner Luna

Am Montag ist es nun wieder so weit. Es beginnt nach langem wieder eine ganze Arbeitswoche für ihn, die letzte seiner Probezeit. Da er innerhalb des Probemonats fast drei Wochen krank war und es auch zwei kleine Vorfälle bezüglich seines Verhaltens gab, bin ich ganz schön nervös und frage mich, wie das Abschlussgespräch laufen wird.

Zwischenfälle

Die Vorfälle waren für mich sehr unangenehm und haben wir Sorgen bereitet. Patriks großer Bruder und sein Vater beruhigten mich allerdings und meinten, dass solche oder ähnliche Vorfälle bei Jugend am Werk wohl keine Seltenheit wären. Was war vorgefallen? Wie bereits berichtet, ist einer von Patriks sehnlichsten Wünschen ein wirklich guter Freund oder eine wirklich gute Freundin. Leider wird er in dieser Hinsicht immer wieder enttäuscht. Und er steckt diese Enttäuschung deutlich schlechter weg als manch andere Jugendliche.

Diesmal war es so, dass ein Mädchen aus der Einsteigergruppe Patrik versprochen hatte, dass sie in der Mittagspause mit ihm einkaufen gehen würde. Er hatte sich sehr darauf gefreut. Als sie sich dann spontan dazu entschied, die Mittagspause doch mit einem anderen Freund in der Gruppe zu verbringen, ist Patty ausgetickt. Er tauchte in eine Phantasiewelt ab und stellte wie in Trance Kampfszenen aus Videospielen nach. Dabei sprach er von Wolfswesen und dass nun ein Fluch auf dem Mädchen liegen würde. Die Situation war außergewöhnlich und sorgte für eine Menge Gesprächsstoff. Patriks Gruppenkolleg*innen fanden die Situation gsd lustig und niemand fühlte sich bedroht.

Freundschaften

Im Zuge von Gesprächen mit den Betreuern und mit Patrik stellte sich heraus, dass er in seiner Trance auch gesagt hätte, dass er schon fünf Ex-Freundinnen hätte. Ich war sehr ergriffen von dieser Aussage, denn mir war bis dato ehrlich gesagt nicht bewusst, wie sehr ihn die vergangenen Erfahrungen belastet hatten. Die von ihm genannten „Ex-Freundinnen“ waren Mädchen, mit denen wir jeweils einen gewissen Lebensabschnitt lang viel Zeit verbrachten. Nur eine davon war tatsächlich SEINE Freundin. Seit der Kontakt mit ihr diesen Frühling abgerissen ist, hat er sie wohl sehr vermisst, aber nie darüber gesprochen.

Er hatte sie im Berufsvorbereitungslehrgang kennengelernt und sie haben sich sehr rasch angefreundet. Sie hat über seine Witze gelacht und sie haben viel Zeit miteinander verbracht, auch in der Freizeit. Seine Freundschaft mit ihr hat ihn so sehr verändert. Er war plötzlich offen, witzig und redselig. Auch schulisch hat es ihm sehr geholfen, da ihm die Arbeitsaufträge, die sie gemeinsam erledigten, leicht von der Hand gingen und von Erfolg gekrönt waren. Das hat ihn aufgebaut und sein Selbstbewusstsein positiv beeinflusst. Er war plötzlich so fröhlich, hat viel gelacht und war endlich wieder mal glücklich.

Enttäuschung

Nach nur eineinhalb Jahren im Berufsvorbereitungslehrgang, hat sie dann in eine Werkstatt von Jugend am Werk gewechselt. Für sie war das selbstverständlich ideal und wir haben uns mit ihr und für sie gefreut. Mein PATMAN wurde aber in der Zeit ohne sie im BVL wieder so sehr in sich gekehrt und immer antriebsloser. Anfangs haben sie sich wenigstens in der Freizeit weiterhin getroffen, aber das wurde leider immer weniger. Und nun ist es bereits sieben Monate her, dass sie sich das letzte Mal gesehen haben.

Der zweite Vorfall in der Einsteigergruppe hatte mit ihr zu tun. Patrik hatte sie eines Tages wohl so sehr vermisst, dass er während der Arbeitszeit sein Handy geholt hat und versuchte, sie anzurufen. Da sie auch in der Arbeit war, konnte sie ohnehin nicht abheben, aber das war ihm nicht bewusst. So hat er auch noch Nachrichten per WhatsApp an sie geschrieben und wollte das Handy selbst nach mehrmaligen Aufforderungen durch die Betreuer nicht weggeben. Er hoffte wohl, dass sie antworten würde, was leider bis heute nicht passiert ist.

Handynutzung

PATMAN mit seiner Freundin
PATMAN mit seiner Freundin

Als ich Patrik an diesem Tag abgeholt habe, hat er mir gleich erzählt, dass es heute ein Problem gab. Die Betreuer hätten glaub ich von selbst nichts erzählt, aber Patty war es wichtig es anzusprechen. Er sagte, dass er Iris zum Geburtstag gratulieren wollte und sie zu seinem Geburtstag einladen wollte. Die Betreuer erklärten ihm erneut, dass er das Handy in der Arbeitszeit nicht benutzen darf, sie ihm das Handy aber auch nicht wegnehmen durften. Seit diesem Gespräch möchte mein PATMAN sein Handy gar nicht mehr zur Arbeit mitnehmen und lässt es sicherheitshalber immer zuhause.

Auch seinen Freund Lucas hat Patrik nun schon sehr lange nicht mehr gesehen. Zu Halloween war er bei uns eingeladen, hat aber leider verschlafen und kam dann nicht. Auf eine erneute Einladung hat er gar nicht reagiert. So haben sie sich schon drei Monate nicht mehr gesehen und ich habe leider den Eindruck, dass Lucas kein Interesse an erneuten Treffen hat. Das ist selbstverständlich legitim, aber dennoch ist es für Patty enttäuschend. Ich würde ihm so sehr wünschen, dass er bei Jugend am Werk nun endlich echte Freunde findet, auf die er sich verlassen kann.

Das Ende der Probezeit bei Jugend am Werk

Wenn er nach der Probezeit übernommen wird, kann er je nach Entwicklung bis zu vier Jahre in der Einsteigergruppe bleiben. Das wäre jedenfalls nicht nur genug Zeit, um sich im Hinblick auf seine berufliche Richtung orientieren zu können und weitere Fertigkeiten zu erlernen. Es wäre auch die Möglichkeit für ihn, dort endlich Freunde zu finden. Das wünsche ich ihm so sehr! Ich muss so oft daran denken, wie glücklich er mit Iris an seiner Seite war. Das Leben war so viel leichter für ihn, getragen von der Freundschaft.

Am nächsten Freitag findet bereits das Abschlussgespräch der Probezeit statt. Ich bin schon sehr gespannt, was die Betreuer dann über die letzten 12 Wochen erzählen. Ich gehe davon aus, dass mein PATMAN mit Ende der Probezeit fix übernommen wird, da wir erfahren haben, dass er ab morgen eine Mentorin zur Seite hat, die ihn innerhalb der Gruppe unterstützen wird. Soweit ich weiß, wird sie bis Weihnachten für ihn da sein. Das klingt spitze! Und ich bin schon sehr neugierig, wie die Zeit mit ihr für Patrik wird. Nächste Woche kann ich euch hierüber schon mehr berichten … stay tuned 😉