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petra koller stern 1
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Zwischen Mutterliebe und
Erziehungsburnout

Erfolg

In letzter Zeit geht es meinem PATMAN sehr gut. Er ist sehr ausgeglichen und gut drauf. Er lächelt immer öfter und ist wieder offener. Das freut mich sehr und ich genieße es besonders, dass er wieder öfter spricht. Das ist ein großer Erfolg! Nichtsdestotrotz gibt es immer wieder challenges zwischendurch, wie in jeder Familie.

Zeitumstellung

Vor zwei Wochen war die Zeitumstellung und wir haben deshalb alle länger geschlafen. Wie ihr vielleicht schon letztes Jahr gelesen habt, bin ich kein Freund der Zeitumstellung. Vor allem im Frühjahr macht mir die fehlende Stunde stark zu schaffen. Auch mein PATMAN hat, wie ich auch, eine sehr dominante innere Uhr und ist daher ebenso wie seine Luna sehr schwer an die verschobenen Zeiten zu gewöhnen. Das fängt schon beim morgendlichen Aufstehen an und geht bis zu den Essenszeiten, die nach der Umstellung jedes Jahr eine Weile nicht zur inneren Uhr passen.

Goldene Zeit
Was ist Zeit?

So auch dieses Jahr. Wir waren also am Wochenende der Zeitumstellung beide sehr müde und auch etwas mürrisch. Patrik war zum Geburtstagsfest seiner Cousine eingeladen und sein Papa wollte ihn dafür bereits vormittags abholen. Ich war allerdings nicht zuhause. Das war so vereinbart und sollte an und für sich keine Rolle spielen, da Patty ja mittlerweile sehr gut eine Nacht allein zuhause bleiben kann. Allerdings hatte ich ihn nicht noch mal explizit daran erinnert, dass er abgeholt werden würde.

Probleme bei der Abholung

Sein Vater stand dann zur vereinbarten Zeit vor der Tür und klingelte. Aber leider vergebens. Patrik konnte ihn durch die zugemachte Türe seines Zimmers nicht hören. Vermutlich hat er auch Musik gehört, was es noch schwieriger machte, Geräusche aus dem Erdgeschoss wahr zu nehmen. Pattys Papa war nach einer Weile sehr verzweifelt, vor allem da er ihn telefonisch nicht erreichen konnte. Er rief ihn immer wieder an und Patrik hob auch ab, aber es war nichts zu hören.

In seiner Verzweiflung hat er dann mich angerufen. Ich erklärte ihm, dass ich das leider nur zu gut kannte, da die Türglocke leider im Obergeschoss grundsätzlich schlecht zu hören war, erst recht bei geschlossener Zimmertüre. Und das Patrik nicht sprechen wollte, war ja nun auch hinlänglich bekannt. Ich versuchte meinen PATMAN über die Notfallkamera zu erreichen und hatte Glück. Er lief sofort ins Erdgeschoss und ließ seinen Papa herein. So konnten sie doch noch wie geplant zum Geburtstagsfest der Cousine fahren.

Defektes Telefon

Patriks Papa war danach dennoch ziemlich genervt und wollte von Patty wissen, warum er die Türe nicht geöffnet hat und warum er nicht gesprochen hat. Er hatte sich Sorgen gemacht, als er ihn nicht erreicht hatte und niemand die Tür geöffnet hat. Mein PATMAN verstand, denke ich, dennoch nicht warum sein Vater so aufgebracht war. Aber war ich bei dem Gespräch nicht dabei und konnte daher auch nicht vermitteln.

Gewitter
Gewitter

Allerdings machte es uns stutzig, dass über das Telefon nichts zu hören gewesen war. Weder Patrik war zu hören, noch hörte man Nebengeräusche. Daher habe ich abends sein Handy getestet und es stellte sich heraus, dass sowohl das Mikro als auch der Lautsprecher defekt waren. Unfassbar! Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wie lange ich schon versucht hatte immer wieder mit ihm zu telefonieren, wenn ich nicht zuhause war und dachte immer er spricht nicht mit mir. Jetzt stellte sich heraus, dass er weder mich gehört hatte, wenn ich anrief, noch er zu hören war, wenn er sprach!

Neues Handy

Sein Handy war so kaputt, dass weder die Telefonie funktioniert hat noch Sprachnachrichten aufzunehmen waren. Er konnte also scheinbar schon seit längerem lediglich schriftlich über WhatsApp kommunizieren. Der Arme! Und ich hatte ihm immer unterstellt, dass er nicht mit mir sprechen wollte. So bestellte ich sofort ein neues Handy für ihn. Siehe da, sobald das neue Handy geliefert worden war, stellte sich heraus, dass er sehr wohl spricht, wenn man ihn anruft. Jetzt ist er also glücklicherweise wieder per Handy erreichbar. 

Ich hatte mich schon lange gewundert, dass er das Handy nirgends hin mitnehmen wollte und es auch zuhause immer nur in einer Ecke lag. Leider hat Patrik nicht erzählt, dass fast nichts mehr an dem Handy funktioniert hatte und er das Handy deshalb nicht benutzen konnte. Ich hatte gedacht, dass war wieder so was Pubertäres und er würde einfach sein Tablet bevorzugen. Darauf, dass das Handy vollkommen defekt war, wäre ich nie gekommen! Aber schlussendlich hatten wir bei der Klärung dieses Missverständnisses Erfolg.

Jugend am Werk

Bei Jugend am Werk läuft es derzeit sehr gut. Patrik war eine Woche lang in der Kreativgruppe, da die Betreuer aus der Einsteigergruppe auf Urlaub waren. Deshalb wurden die Jugendlichen auf die anderen Gruppen aufgeteilt. Auch wenn es ihm in der Einsteigergruppe grundsätzlich besser gefällt, so hat es in der Kreativgruppe erfreulicherweise dennoch keine Vorfälle gegeben.

Jugend am Werk ALPHA
Jugend am Werk ALPHA

Letzte Woche hat Patrik dann einmal beim Abholen zu mir gesagt: „Der Alex lügt. Er sagt ich arbeite nicht mit, aber das stimmt nicht!“ Ich verstand erst nicht und fragte daher nach, wie Patty darauf kam, dass Alex gelogen hätte. Er sagte: „Papa hat geschimpft, weil Alex gesagt hat, ich arbeite nicht. Aber das stimmt nicht. Ich habe gearbeitet! Gestern und heute!“ Da verstand ich endlich, wo das Missverständnis lag.

Patrik hat immer noch Probleme damit Geschehnisse zeitlich einzuordnen. Das Gespräch zwischen Alex und Pattys Papa hatte bereits vor zwei Wochen stattgefunden. Scheinbar hatte Patriks Papa danach in einem Vater-Sohn-Gespräch daran erinnern wollen, dass Patty mitarbeiten müsse, um nicht doch noch die Stelle zu verlieren. Zusätzlich war dann auch noch das Tohuwabohu wegen dem defekten Telefon und mein PATMAN hat seinen Vater dabei aufgebracht erlebt.

Großer Erfolg

Ich erklärte Patrik, dass Alex nicht gelogen hatte. Aber er entgegnete: „Wieso hat der Papa dann geschimpft?“ Patty hatte wohl die Erinnerung an das Mitarbeiten und die Geschichte mit dem defekten Telefon gemischt und sich dadurch zusammengereimt, dass sein Papa böse auf ihn sei, weil er nicht mitarbeite. Selbstverständlich fühlte er sich dadurch ungerecht behandelt, wo er – nach eigenen Angaben – doch ohnehin brav arbeite. Ich konnte das Missverständnis aus der Welt räumen und versicherte meinem PATMAN, dass sein Vater und ich sehr stolz auf ihn waren, da er sich in den letzten Wochen so gut entwickelt hatte.

Im Vergleich zum Anfang des Jahres und den Problemen bei Jugend am Werk Seebogen hat er wirklich großartige Fortschritte gemacht! Er hat es nach einer langen Zeit mit ständigem Auf und Ab geschafft seine Aggressionen zu kontrollieren. Das war ein sehr wichtiger Schritt. Und er hat einen Freund gefunden, was ihm sehr viel bedeutet und ihm Sicherheit gibt. Ja, und nun arbeitet er endlich mit. Ich finde das ist ein großer Erfolg! Und ich bin nicht nur sehr froh darüber sondern auch mächtig stolz auf meinen PATMAN.