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petra koller stern 1
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Zwischen Mutterliebe und
Erziehungsburnout

Am Meer

Wieder eine Hürde geschafft: mein PATMAN war vier Tage am Meer und diesmal war er nicht den gesamten Aufenthalt am Zimmer.

Auf nach Kroatien

Wir sind also vor drei Tagen nach Kroatien gefahren. Um 3 Uhr nachts sind wir aufgestanden und haben uns auf den Weg gemacht. Patrik und ich sind gemeinsam in der Lobau los gefahren und haben uns dann mit meinem Mann und seinen drei Kindern am anderen Ende der Stadt getroffen. Im Familienvan hatten wir alle sechs genügend Platz und sind nach etwa sechs Stunden gemeinsamer Fahrt sehr gut in Petrcane angekommen.

Die Kinder haben einen Großteil der Fahrt verschlafen. Nur mein PATMAN nicht. Er hat die gesamte Fahrt über gegambled. Abwechselnd am Handy und auf der Switch. Gegessen und getrunken hat er wieder mal nicht. Erst mittags, als wir in ein kleines Lokal, nahe dem Hotel essen gegangen sind, hat er eine halbe Pizza gegessen und Coca Cola getrunken.

Ankunft

Wir mussten nach dem Essen noch etwa eine Stunde auf die Zimmer warten. Die Wartezeit habe ich mit Patty vorm Hotel verbracht. Wir haben uns an einen Tisch gesetzt und Patrik hat wieder gespielt, diesmal am Tablet. Ich wäre gerne mit den anderen Kindern und meinem Mann an den Strand gegangen, aber Patrik wollte nicht. Da ich ihn nicht alleine lassen wollte, bin ich bei ihm geblieben und habe gelesen.

Als wir dann die Zimmer beziehen konnten, war mein PATMAN sichtlich erleichtert. Sein Einzelzimmer lag direkt neben unserem Doppelzimmer und so konnte ich fortan immer wieder leicht nach dem Rechten sehen. Am ersten Tag konnte ich ihn leider nicht überreden abends mit uns Essen zu gehen. Da er aber ohnehin bereits beim Mittagessen mit von der Partie war, war es für mich ok. Er genoß den Abend alleine in Ruhe beim Gamblen am Zimmer und hatte dort auch noch genügend mitgebrachte Nahrungsmittel. Er war somit gut versorgt. 

Zadar

Wir fünf fuhren nach Zadar und flanierten durch die Altstadt. Es war sehr schön. Nach einem großartigen gemeinsamen Familienessen spazierten wir durch die Altstadt Richtung Meeresorgel und genossen gemeinsam den Sonnenuntergang. Ich hätte mir so sehr gewünscht, dass mein PATMAN dabei gewesen wäre, aber er wollte nicht und das respektierte ich. 

Am nächsten Tag hatte Patrik morgens leider wieder leichtes Fieber. So verbrachte er den ganzen Tag am Zimmer und musste wieder fiebersenkende Medikamente nehmen. Ich versorgte ihn mit Essen und Getränken und sah immer wieder nach ihm. Wir anderen verbrachten einen großartigen Tag am Pool. Das Wetter war fantastisch und das Wasser im Pool angenehm warm. Wir spielten Würfelpoker zusammen und tranken gemeinsam Eiskaffee in der Strandbar. Es war ein wundervoller Tag.

Gedanken

Immer wieder dachte ich an meinen PATMAN und wie gerne ich ihn dabei gehabt hätte. Ich kann nach wie vor nicht verstehen, warum er die Einsamkeit allen angebotenen Möglichkeiten immer vorzieht. Er könnte so viel Spaß haben, er könnte so viel erleben. Aber er zieht sich immer noch so oft es geht zurück. Gut, er hatte Fieber. Aber ich wurde das Gefühl nicht los, dass ihm das sehr gelegen kam. 

Abends war er fieberfrei und auch der Husten war fast gänzlich verschwunden. Daher habe ich ihm gesagt, dass er zum Essen mit gehen soll. Er war zwar nicht begeistert, hat sich dann aber überreden lassen. Immerhin – fand ich – hatte er ohnehin den ganzen Tag über Zeit gehabt sich auszukurieren und die Stille und Selbstbestimmtheit zu geniessen. Außerdem hatte er keine Vorräte mehr am Zimmer und musste jedenfalls etwas essen. 

In der Stadt

So sind wir abends alle sechs gemeinsam in die Stadt gefahren. Mein PATMAN hat die ganze Zeit über nicht gesprochen. Er lief sprachlos mit uns durch die Stadt und hat im Restaurant Pommes und Coca Cola bestellt. Auch das schaffte er ohne zu sprechen. Er zeigte einfach wortlos auf die gewünschte Speise in der Karte. Nach dem Essen gab er mir zu verstehen, dass er gerne wieder so schnell wie möglich auf sein Zimmer wollte. Ich erklärte ihm aber, dass er ohnehin den ganzen Tag alleine am Zimmer war und daher jetzt mit zum Meer kommen konnte.

Wir spazierten zur Meeresorgel und genossen die sanften Klänge, die das Meer erzeugte. Es war ein sehr lauer Sommerabend und der Sonnenuntergang färbte den Himmel in satte Rottöne. Obwohl ich merkte, dass Patrik es nicht genießen konnte, war ich froh, dass er dabei war. Ich denke einfach immer noch, dass ich ihm nicht immer seinen Willen lassen kann, denn sonst erlebt er überhaupt nichts mehr. Viel mehr hoffe ich, dass er mit diesen kleinen kontinuierlichen Schritten über seine gesetzten Grenzen langsam immer mehr aus sich heraus kommen wird. 

Letzter Abend

Da er im Urlaub ohnehin den gesamten Tag über machen darf was er möchte, soll er zumindest ein Mal am Tag mit uns essen gehen und über seinen Schatten springen. So war es auch am nächsten Tag. Wir fuhren unter Tags mit den Kindern in die Stadt. Mein PATMAN wollte am Zimmer bleiben und chillte. Abends sind wir dann wieder alle gemeinsam Essen gegangen. Wir haben eine Fischplatte und eine Grillplatte mit Fleisch bestellt. Dazu gab es gegrilltes Gemüse, Mangold mit Kartoffeln und Pommes für alle. Patty hat nur Pommes gegessen und sein obligates Cola getrunken. Nach dem Essen waren wir noch in einem kleinen Shop um Knabbereien für die Heimfahrt zu kaufen.

Nach dem Einkauf haben wir uns aufgeteilt. Mein Mann ist mit zwei Kindern mit dem Auto zum Hotel gefahren und ich bin mit den anderen zu Fuß zur Unterkunft spaziert. Tatsächlich war Patty überraschenderweise bei der Neigungsgruppe „spazieren“ dabei. Auch an diesem Abend hat er nicht gesprochen, aber er war dabei. Zum Abschied hat er, bevor er in seinem Zimmer verschwand, sogar gewunken. Ich freue mich ja mittlerweile auch über so Kleinigkeiten. 😉

Abschied

Am letzten Tag mussten wir gleich nach dem Frühstück auschecken und die Zimmer verlassen. Mein PATMAN musste somit etwa fünf Stunden mit uns am Strand verbringen, ob er wollte oder nicht. Wir haben uns ein nettes Plätzchen gesucht und Patrik hat im Schatten gegambled. Mein Mann und seine Tochter haben mit mir Yoga gemacht, wie zuvor bereits jeden Morgen nach dem Frühstück. Danach haben wir die restlichen Stunden mit Gesellschaftsspielen und im Pool verbracht. Patty hat währenddessen Switch gespielt.

Gegen drei Uhr nachmittags haben wir noch Pizzen auf den Decken gegessen und uns anschließend auf den Heimweg gemacht. Genau als wir aufgebrochen sind, hat es zu regnen begonnen. So ist uns der Abschied nicht schwer gefallen. Patrik hat sich ohnehin bereits auf Luna gefreut, die wir morgen von ihrer Urlaubsunterkunft abholen werden. Während ich diese Zeilen schreibe, sitzen wir alle im Familienvan und die Kinder beschäftigen sich mit lesen, gamblen und Musik hören. 

Es war wirklich ein gelungener Urlaub und ich habe ihn sehr genossen. Für meinen PATMAN war es selbstverständlich sehr challenging, aber er hat wieder Fortschritte gemacht und ist täglich ein Stück weit über sich hinaus gewachsen. Daher steht unserem Urlaub im August in Italien nichts im Wege. Ich bin sehr zuversichtlich, dass Patty bis dahin immer mehr aus sich herauskommt und sich mit den Kindern meines Mannes anfreundet. Darauf freue ich mich.