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petra koller stern 1
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Zwischen Mutterliebe und
Erziehungsburnout

Fahrtentraining

Seit Juli trainieren wir mittlerweile den Weg mit den öffentlichen Verkehrsmitteln von zuhause zu Jugend am Werk ALPHA. Ich habe das Fahrtentraining in Etappen geteilt, die wir schrittweise üben. Mit dem Nachhauseweg haben wir uns bis jetzt noch nicht beschäftigt.

Erste Etappe

Gestartet haben wir damit, dass ich meinen PATMAN die gesamte Strecke über begleitet habe. Das erste Teilstück sind wir mit der Straßenbahn gefahren, dann mussten wir in den Autobus umsteigen. Nach der Ausstiegsstelle ist es noch ein kleiner Fußweg bis zu Patriks Arbeit. Der Weg dauert insgesamt fast eine Stunde. Wenn Patrik gut angekommen ist, bin ich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln wieder zurückgefahren. Das ist zwar die Spur schneller gegangen, aber ich war dennoch gesamt eineinhalb Stunden unterwegs.

Wie geschildert haben wir gemeinsam begonnen. Doch nach eineinhalb Wochen ist Patrik leider krank geworden. Er hatte eine Sommergrippe und konnte über eine Woche nicht zur Arbeit. Für mich war es ehrlich gesagt angenehm, da ich mir dadurch die Fahrten mit ihm und somit eine Menge Zeit sparte. Da ich im Homeoffice arbeite, war Patrik in seinem Krankenstand sehr gut betreut und ich hatte keinerlei Stress durch die gewonnene Zeit. Allerdings mussten wir nach der Pause vom Fahrtentraining wieder von neuem damit beginnen.

Ein Zwischenfall

Nach einer Weile hat Patty dann erstmal den Fußweg, also das letzte Teilstück, allein zurückgelegt. Das hat recht schnell super funktioniert. Nach einer angemessenen Zeit habe ich Patrik dann nur noch bis zum Autobus begleitet. Wir sind gemeinsam aus der Straßenbahn ausgestiegen und bis zur Bushaltestelle gegangen. Dort haben wir zusammen auf den Autobus gewartet und nachdem er eingestiegen war, habe ich ihm noch gewunken als er mit dem Bus abgefahren ist. Das hat anfangs auch überraschend gut funktioniert, bis Patrik nach einigen Tagen leider falsch ausgestiegen ist.

Bushaltestelle

Ich war bereits wieder am Nachhauseweg als ich eine Nachricht von ihm bekam: „Ich bin so dumm. Tut mir leid. Was nun?“ Erst habe ich nicht verstanden, aber ihn selbstverständlich sofort angerufen und dann war es klar: Er war bei der falschen Station ausgestiegen, ein Stück gelaufen und kannte sich nun nicht mehr aus. Ich bat ihn auf „Facetime“ zu wechseln, sodass ich sehen konnte, wo er sich befand. Dann habe ich ihn per Telefon angeleitet, so fand er glücklicherweise die nächstgelegene Autobushaltestelle. Leider war dies eine Doppelhaltestelle, doch gemeinsam haben wir es geschafft, dass er in die richtige Linie eingestiegen ist.

Wieder krank

Schlussendlich ist Patrik auch an diesem Tag zwar ein bisschen zu spät, aber gut angekommen. Als ich ihn nachmittags mit dem Auto von seiner Arbeitsstätte abgeholt habe, hatte ich auch das Gefühl, das er den Vorfall gut weggesteckt hatte. Doch am nächsten Morgen war er krank. Mein PATMAN hat seinen Körper sehr gut im Griff und ich bin ziemlich sicher, dass sein Zustand eigentlich psychosomatisch war. Er war komplett verschwollen und hatte starken Schnupfen und Husten. Dennoch denke ich, dass es ihm nicht so schlecht gegangen wäre, wenn ihm nicht der Schock vom Vortag in den Gliedern gesteckt hätte.

Nachdem er wieder fit war, haben wir unser Fahrtentraining fortgesetzt. Mittlerweile fährt er täglich die Strecke zur Arbeit mit dem Autobus allein und geht dann noch das letzte Stück. Er schafft somit bereits zwei Drittel des Wegs allein. Ich bringe ihn nur mehr mit der Straßenbahn bis zum Autobus und dann fahre ich wieder zurück, er fährt weiter bis zu Jugend am Werk.

Stress durch Fahrtentraining

Da ich aber bemerkt habe, dass mich dieses Training doch mehr gefordert hatte, als ich ursprünglich dachte, habe ich nun erneut bei den professionellen Fahrtentrainern urgiert. An und für sich wurde uns vor einem Jahr versprochen, dass das Fahrtentraining von Berufstrainern bewerkstelligt wird. Dann wurden wir immer wieder aufgrund von fehlenden Ressourcen vertröstet. Daher hatte ich mit Anfang Juli selbst damit begonnen, allerdings habe ich damals gedacht, dass die Fahrtentrainer mich als bald ablösen würden. Das ist aber bis jetzt nicht passiert.

Büro

Nun habe ich wie gesagt erneut urgiert, da ich die zwei bis drei Stunden Fahrtzeit für Patrik täglich einfach nicht mehr schaffe. Die Ansprechpartnerin startete ihr Gespräch gleich wieder mit der „Leier“ der fehlenden Ressourcen. Diesmal ließ ich mich davon aber nicht beeindrucken, immerhin wurde ich mittlerweile seit einem ganzen Jahr vertröstet. Ich sagte ihr, dass es derzeit überall an Ressourcen fehlen würde und ich darauf leider keine Rücksicht nehmen könnte, da ich alleinerziehend bin und das Training auf Drängen von Patriks Betreuern nun vor mittlerweile fünf Wochen selbst begonnen hatte.

Die versprochene Ablöse blieb aus

Als ich mit dem Training begonnen hatte, wurde mir gesagt, dass die Fahrtentrainer mich mit August ablösen würden. Nur deshalb habe ich begonnen, da ich bereits wusste, wie zeitintensiv das werden würde und ich dies zusätzlich zu meiner Vollbeschäftigung im Job nicht endlos bewerkstelligen konnte. Immerhin konnte ich aufgrund der, durch das Training verlorenen, Zeit täglich erst später zu arbeiten beginnen und musste die fehlenden Stunden dann abends nachholen. Ich merkte, dass mich das zunehmend müde machte und ich wollte so einfach nicht weitermachen, nur weil wir hier unter dem „Deckmantel“ der fehlenden Ressourcen immer weiter hingehalten wurden.

Ich erklärte der Dame vom Fahrtentraining die Situation sehr genau und sie versprach sich nach ein paar Tagen zu melden, um mir Bescheid zu geben, ob eine gemeinsam überlegte Lösung umgesetzt werden konnte. Der Plan war, dass die Fahrtentrainer morgens auch die Straßenbahnfahrt übernehmen würden, sodass ich morgens gar nicht fahren müsste. Des Weiteren hatten wir darüber gesprochen, ob ein Zivildiener mit Patrik den Nachhauseweg gemeinsam absolvieren könnte. Wenn das auch möglich wäre, bis er es dann selbst könnte, müsste ich Patrik gar nicht mehr hin und her führen.

Ende gut, alles gut

PATMAN bei der Haltestelle

Leider ließ ihr Rückruf mit der Info, ob diese Variante umsetzbar wäre, auf sich warten. So urgierte ich diese Woche erneut. Und siehe da, sie rief mich gleich am nächsten Tag an. Da wir nun auf Urlaub fahren, haben wir vereinbart, dass das professionelle Fahrtentraining nun endlich mit Anfang September starten kann. Heureka! Ab 04. September muss ich somit keine Fahrtzeit mehr für Patriks Weg von und zur Arbeitsstätte verwenden. Ich bin wirklich sehr erleichtert. Das hilft mir ungemein und ich freue mich auf die Zeit, in der der vergangene Zeitstress Geschichte ist.

Zeitgleich bedeutet es aber für meinen PATMAN einen enormen Schritt in die tägliche Selbständigkeit. Ich bin schon gespannt, wann ich mit Stolz sagen kann: „Patrik fährt allein zur Arbeit und wieder zurück!“. Sicherlich wird es nicht mehr lange dauern, und ich halte euch selbstverständlich weiterhin am Laufenden 😊