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petra koller stern 1
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Zwischen Mutterliebe und
Erziehungsburnout

Essen

Wenn es ums Essen geht, ist mein PATMAN ein bisschen eigenwillig. Sein Essverhalten ist wirklich speziell.

Übernachtungsbesuch

Mein PATMAN hat also bei seinem Freund William übernachtet. Leider hat er nicht viel davon erzählt. Er hat sich nur darüber empört, dass Williams Mum ihm keine Jause mitgegeben hat. Patrik bekommt von mir ja täglich ein Jausenbrot eingepackt. Da er immer noch nicht mit den anderen Teilnehmer*innen der Einsteigergruppe zu Mittag isst, ist mir das sehr wichtig, damit er nicht den ganzen Tag hungert bis er nach der Arbeit nachhause kommt. Frühstück bekommt er leider nicht runter und so verlässt er täglich um 6.45 Uhr mit nüchternem Magen das Haus.

Ja, das Essverhalten meines PATMANs ist immer noch ein bisschen eigenwillig. Zwar konnten wir die von ihm “akzeptierten” Speisen etwas ausweiten, aber einige Eigenheiten sind recht hartnäckig. So isst er zum Beispiel am Liebsten allein. Essen in Gesellschaft macht ihn immer noch nervös und so isst er in Gesellschaft sehr wenig, wenn überhaupt. Frühstück ist ihm ein Graus, das schaffen wir nur am Wochenende, da er es da später einnehmen kann. Außerdem mag Patrik stark gewürzte Speisen nicht. Er mag grundsätzlich keinen Pfeffer, keine Zwiebel, keinen Knoblauch und auch Salz darf nur in Spuren in der Mahlzeit enthalten sein.

Lieblingsessen

Derzeit isst er am Liebsten Krapfen und Eiaufstrich. Wobei der Eiaufstrich meines PATMANs nicht viel mit dem handelsüblichen zu tun hat. Im Grunde besteht Patriks Aufstrich ausschließlich aus Eiern und Mayonnaise. Salz, Zwiebel und auch Schnittlauch darf nicht in den Aufstrich und auch Senf, den ich sonst sehr gerne in Eiaufstrich hinzufüge, darf ich keinesfalls verwenden. Außerdem isst Patrik momentan sehr gerne Semmelknödel mit Saft, Schinkentoast und Nudelsalat.

Auch sein Nudelsalat ist speziell. Ich mache ihn mit Spiralen, Mayonnaise, Extrawurst und Mais. Mein PATMAN isst ihn ungewürzt. Manchmal gebe ich zum Kochen der Nudeln ein bisschen Salz, dann schmeckt das Ganze wenigstens ein klein bisschen gewürzt. Was komischer weise immer geht ist Cheeseburger von Mc Donalds oder Frühlingsrollen. Auch gebratene Nudeln oder gebratenen Eier Reis mit Hühnerfleisch und/oder Gemüse isst Patrik sehr gerne. Mich wundert das, da die chinesischen Speisen oft recht intensiv gewürzt sind, aber da stört es ihn nicht.

Pizza

Wie alle Kinder mag mein PATMAN auch sehr gerne Pizza. Am Liebsten bestellt er Pizza Tonno, selbstverständlich ohne Zwiebel, oder Pizza Cardinale wahlweise mit oder ohne Mais. Je nachdem wie seine Gemütsverfassung gerade ist. Pasta mag Patrik nur ohne Sauce, obwohl er sie früher sehr wohl mit Sauce Pomodoro oder Bolognese gegessen hat. Scheinbar war dann mal eine nicht lecker und schon wurden die Saucen generell vom Speiseplan gestrichen.

Vieles geht gar nicht

Ja, beim Streichen ist mein PATMAN sehr konsequent. Vorallem ist er auch sehr stur. Wenn er etwas nicht essen möchte, ist es unmöglich ihn vom Gegenteil zu überzeugen. Zumindest zuhause. Patriks Papa erzählt mir manchmal was er alles bei ihm gegessen hat, als er dort war, da kann ich dann nur staunen. Aber es hilft nichts. Wenn ich dann die selben Speisen anbiete wie Pattys Dad, dann bestreikt er sie bei mir trotzdem. Alles schon probiert.

Obst isst Patrik leider gar nicht, Milchprodukte auch kaum. Gemüse beschränkt sich auf Salat. Da werden zumindest ein paar Blätter in selbstgemachten Burgern akzeptiert. Ach ja und Fleisch ist er auch nicht. Nicht aus Überzeugung wegen der Tiere oder der Umwelt, denn Schinken und Extrawurst isst er wie gesagt sehr wohl. Früher hat er wenigstens Faschiertes gegessen, dies ist aber irgendwann in der Vergangenheit auch auf der Liste der “inakzeptablen Speisen” gelandet.

Herausforderung

PATMAN im Wokhouse

Ihr könnt euch vorstellen, dass das Verköstigen meines PATMANs somit eine große Herausforderung ist und das Auswärtsessen ist für ihn dadurch auch sehr schwierig. Seit einem Urlaub in Hamburg bei dem er Pommes mit Currygewürz bekommen hat, an dem er fast erstickt wäre, isst er auch keine Pommes Frites mehr.

Selbstverständlich versuchen wir immer wieder Neues oder auch Altes, von der Liste der “inakzeptablen Speisen”, in der Hoffnung das Spektrum der möglichen Speisen zu erweitern, aber leider haben wir hier in den letzten Jahren wenig Erfolg. Fürs Protokoll: ich esse selbstverständlich selten das selbe wie mein PATMAN, da ich ganz andere Vorlieben habe. Ich liebe Essen per se und esse am Liebsten ausgefallen, abwechslungsreich und sehr gerne haute cuisine.

Gemeinsames Essen ist daher für Patrik und mich sehr schwierig bis unmöglich. Selbst wenn wir zur gleichen Zeit essen, essen wir selten dasselbe. Das gelingt eigentlich nur, wenn wir bei einem chinesischen bzw. asiatischen Restaurant bestellen oder ich ausnahmsweise mal Pizza esse. Aber es ist ok. In einem Lokal werden an einem Tisch auch meistens sehr unterschiedliche Speisen bestellt und verzehrt. Es ist halt mehr Arbeit immer unterschiedliche Speisen zu kochen.

Essen in Gesellschaft

Aber zurück zur Gesellschaft: Am Freitag waren mein PATMAN und ich gemeinsam mit meinem Mann und seinen Kindern im Wokhouse essen. Das war für Patrik eine große Herausforderung. Erstmal waren in dem Restaurant selbstverständlich sehr viele fremde Menschen und es gab Essen vom Buffet. In einem klassischen Restaurant muss Patrik nur bis zum Tisch gehen und nach dem Essen wieder durchs Lokal durch bis zum Ausgang. Also nur zwei Mal bei den vielen fremden Menschen vorbei. Aber aufgrund des Buffetessens musste er mehrmals aufstehen und sich das Essen vom Buffet holen. Immer bei den Fremden und ihren Blicken vorbei.

Er hat sich tapfer geschlagen. Erst gegen Ende des Abends im Restaurant hat er sich mit seinem Tablet abgelenkt. Ich weiß, dass es sehr schwierig war für ihn all die Trigger auszuhalten. Aber er hat es geschafft. Wir haben danach zuhause noch Geburtstag gefeiert und er blieb bei den Gratulationen und der Geschenkübergabe dabei. Erst als alle Geschenke ausgepackt waren, ist er dann in sein Zimmer verschwunden. Da hat er sich dann wohl erholen müssen.

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Am nächsten Tag kamen zusätzlich zu uns Sechs dann noch elf Gäste zur großen Geburtstagsfeier. Das war dann doch zu viel für meinen PATMAN. Er hat wohl alle begrüßt, sogar jedem Gast die Hand geschüttelt, aber dann ist er wieder in sein Zimmer verschwunden. Ich hatte gehofft, dass er wenigstens bei Kaffee und Kuchen mit uns allen am Tisch bleibt, aber es waren ihm wohl doch zu viele Menschen in einem Raum. Es war vermutlich auch zu laut für ihn. Dennoch hat er zumindest alle begrüßt, das hat mich gefreut.

Wie geht es weiter?

In vier Wochen gibt es die nächsten Familiengeburtstagsfeste und in sechs Wochen ist Weihnachten. Die letzten Jahre waren unsere Weihnachtsfeste oft in sehr sehr kleinem Kreis. Ich erinnere mich an ein Weihnachtsfest, wo mein PATMAN und ich nach dem Essen und der kurzen Bescherung allein waren. Nur wir beide. Das war für mich sehr schmerzhaft, Patrik allerdings hat sich über die Jahre so sehr daran gewöhnt, dass wir meist nur zu zweit waren, dass ich schon gespannt bin, wie er die neue Situation der Großfamilie aufnimmt.

Wir werden an Heiligabend jedenfalls zu siebent sein und an den Feiertagen kommt die gesamte Familie zusammen, da sind dann immer so knapp zwanzig Menschen zusammen. Das wird für meinen PATMAN eine Herausforderung. Es sind nur zwei Feiertage, aber für Patrik sind so viele Menschen in einem Raum immer challenging, erst recht zwei Tage nach einander. Wir werden sehen, wie das wird und ich werde euch selbstverständlich berichten. Bis dahin versuchen wir weiterhin ständig zu üben, sodass er weiterhin laufend dazu lernt.