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petra koller stern 1
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Zwischen Mutterliebe und
Erziehungsburnout

Werkstätte Hirschstetten

Mein PATMAN ist also seit Anfang April in der Werkstätte Hirschstetten schnuppern. Bisher verlief es überraschend gut.

Schon ab dem zweiten Tag ist Patrik selbständig mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit und von der Werkstätte nachhause gefahren. Er war sehr gelassen und gut aufgelegt. Von den Betreuern haben wir das Feedback bekommen, dass er fröhlich war und motiviert. Gesprochen hat er noch nicht aber dennoch auf seine Art relativ viel kommuniziert. Er hat nicht versucht irgendwo Ruhe zu finden oder sich gar zu verstecken, wie bei Jugend am Werk ALPHA. Im Gegenteil er blieb immer in der Nähe der Betreuer*innen oder der anderen Teilnehmer*innen.

einzige Sorge

Patriks einzige Sorge war scheinbar, ob er bei einem endgültigen Wechsel von Jugend am Werk ALPHA zur Werkstatt Hirschstetten weiterhin William sehen kann. Irgendwie dachte er wohl, dass das unmöglich sei. Kurz nach dem Vorstellungsgespräch in der neuen Werkstatt hat er, für mich relativ spontan, ein Geschenk für William in seinen Rucksack gepackt. Als er dann am gleichen Tag von der Arbeit nachhause kam, habe ich ihn gefragt, ob William sich denn darüber gefreut hat. Daraufhin hat Patty wortlos seine Sachen in eine Ecke gefetzt, ist laut stampfend in sein Zimmer verschwunden und hat dabei lautstark seine Zimmertür zugeworfen. Er war also sichtlich verärgert, ich wusste aber nicht warum. 

Vor ein paar Tagen habe ich dann den Kontakt zu Williams Mama aufgenommen, weil mein PATMAN seinen Freund schon lange nicht mehr gesehen hatte. Wir wollten ihn daher wieder mal zu uns einladen. Dabei habe ich erfahren, dass William, an dem besagten Tag vor etwa zwei Wochen, Patrik eine Einladung zu seiner Geburtstagsparty überrreichen wollte. Mein PATMAN hat die Einladung allerdings nicht angenommen und gesagt, dass er so und so nicht kommen könnte. Beide Jungs waren danach wohl enttäuscht, erzählt hatte Patrik mir davon allerdings nichts.

Weg zur Arbeit

Patrik wusste zu diesem Zeitpunkt bereits, dass er in der Werkstatt in Hirschstetten schnuppern würde und dachte wohl, wenn er nicht mehr mit William in derselben Einrichtung arbeiten würde, könne er nicht zu der Geburtstagsfeier kommen. Als ich nun davon wusste, habe ich ihn darauf angesprochen. Ich habe ihm erklärt, dass sehr wohl zur Geburtstagsfeier seines Freundes gehen könne, da ich ihn einfach hinbringen würde. Williams Mama hatte ich für das Fest sofort zugesagt, als ich davon erfuhr. 

klärendes Gespräch

Das Gespräch zwischen meinem PATMAN und mir war sehr wichtig für ihn. Ich habe versucht ihm zu erklären, dass man sich für Einladungen grundsätzlich bedankt. Im ersten Schritt hätte er sich also bedanken sollen, sie entgegennehmen und nachhause bringen. Gemeinsam hätten wir dann darüber gesprochen, die Möglichkeiten geprüft und zu- oder abgesagt. Wie üblich hätten wir jedenfalls versucht eine Lösung zu finden, auch wenn mein PATMAN ursprünglich dachte, dass er nicht kommen könne. Eigentlich sollte er mittlerweile wissen, dass ich immer versuche eine Lösung zu finden, um Dinge möglich zu machen. Aber in seiner ersten Emotion hatte er gleich resigniert und war wütend. 

Am nächsten Tag kam William nachmittags zu Besuch zu uns nachhause und hat meinem PATMAN die Einladung überreicht. Patrik war überglücklich und die beiden verbrachten einen ausgelassenen Nachmittag gemeinsam. Seitdem ist er sehr gelöst und zufrieden. Schon in drei Tagen findet die Geburtstagsparty statt und die beiden freuen sich sehr darauf. Ich werden Patrik hierfür von der neuen Werkstatt abholen und zu Jugend am Werk ALPHA bringen. Von dort fahren dann alle Partygäste zusammen mit William zu ihm nachhause. 

endlich wieder fröhlich

Seit mein PATMAN nun weiß, dass ein Wechsel der Werkstätte keinesfalls das Ende seiner Freundschaft zu William bedeutet, ist er gelassen und fröhlich. Wie es derzeit aussieht, wird er wohl in der Werkstatt in Hirschstetten bleiben. Ich denke er genießt es sehr, dass der Druck dort nicht so groß ist wie in der Einsteigergruppe ALPHA. Er kann auch in Hirschstetten die unterschiedlichsten Arbeiten ausprobieren, allerdings in einem ruhigeren, stressfreieren Umfeld. 

Umstieg 22A

Auch das die neue Werkstatt so viel kleiner und familiärer ist, tut meinem PATMAN immens gut. Das macht ihn ruhiger und ausgeglichener. Und dadurch kann er wieder offener sein. Der kürzere, einfachere Weg zwischen zuhause und Arbeit ist ebenfalls ein großer Vorteil. Er spart dadurch Zeit, muss morgens nicht so früh los und kommt früher wieder nachhause.  Alles in allem scheint die neue Situation also richtig perfekt zu sein. 

gelassen und glücklich 🙂

Ich finde es so schön zu sehen, dass es ihm jetzt sehr viel besser geht als zuvor. Es hatte mich sehr traurig gemacht, das Gefühl zu haben, dass mein kleiner Großer unglücklich ist und ich keine Ahnung hatte, wie ich das ändern könnte. Jetzt bin ich wirklich sehr froh, dass die Betreuer der Einsteigergruppe ALPHA den Kontakt zu der Leiterin der Werkstatt Hirschstetten hergestellt haben.

Und das ist für mich wieder mal ein Beweis dafür, dass jede Veränderung immer etwas Gutes bringt. Auch wenn man es anfangs vielleicht nicht für möglich hält, weil es einen unvorbereitet trifft, oder man vor dem Neuen Angst oder zumindest Respekt hat – schlussendlich ist jede Veränderung wichtig und zu begrüßen. Von selbst wäre ich wohl nicht auf die Idee gekommen mir die Werkstätte Hirschstetten anzusehen, aber da ich quasi dazu gezwungen war, geht es meinem PATMAN nun so gut wie schon lange nicht mehr.