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petra koller stern 1
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Zwischen Mutterliebe und
Erziehungsburnout

Entspannt

Zwei Wochen sind nun vergangen seit meinem Geständnis. Seit dem Geständnis, dass es mir nicht gut geht, dass ich nicht länger in dem Tempo weiter machen kann. Seit der Erkenntnis, dass ich nicht immer stark sein kann und dass ich es nicht um jeden Preis immer allen anderen recht machen kann. Seit dem Versprechen mich ab sofort nicht mehr immer an letzter Stelle zu stellen und dem Versprechen fortan besser auf mich selbst aufzupassen.

Und ich kann sagen: Es geht mir gut. Ich bin zufrieden. Ich bin achtsam und ich habe die letzten beiden Wochen sehr bewusst auf meinen Körper gehört. Wenn es nötig war, habe ich mir Pausen gegönnt. Ich habe wieder darauf geachtet, dass ich oft genug meditiere oder meditative Aktivitäten mache und ich habe mir wieder Zeit für meinen Ausgleichssport genommen. Das war so wichtig.

Anfangsschwierigkeiten

Anfangs fiel es mir richtig schwer. Es war sehr anstrengend, weil ich vollkommen aus der Form war und sehr erschöpft und kraftlos. Das hat es besonders schwierig gemacht. Zu entscheiden, ob mein Körper nun besser Ruhe und eine Auszeit benötigt oder ob ich mich überwinden soll und trotz der Müdigkeit und Erschöpfung Sport machen soll, war oft nicht leicht. Daher habe ich in kleinen Dosen begonnen, habe mich gezwungen mich nicht gleich wieder zu überfordern und Vollgas zu geben. Auch das war nicht leicht für mich.

In der Vergangenheit fiel es mir ehrlich gesagt oftmals schwer mich körperlich nicht zum äußersten zu zwingen. Wenn ich Sport gemacht habe, habe ich immer alles gegeben und auch mehr. Oft war ich schon am Ende und hatte Schmerzen, dennoch habe ich das mir selbst gesetzte Pensum durchgezogen. Aufgeben gab es nicht für mich. Zuzugeben, dass ich mich überschätzt hatte und doch nicht so lange oder so intensiv trainieren konnte, dass war mir unmöglich. Erst recht, wenn ich nicht alleine war. Vor jemand anderem zuzugeben, dass es mir zu viel oder zu anstrengend war – no way.

Kampf dem Stolz

Batgirl

Auch hier muss ich mir eingestehen, dass es so nicht weiter geht. Das macht ja auch gar keinen Sinn – ehrlich gesagt. Über den Schmerz weiterzumachen und dann drei Tage lang so starken Muskelkater zu haben, dass es beinah unerträglich ist oder immer wieder mit Sportverletzungen zu kämpfen kann dauerhaft nun wirklich nicht gesund sein. Daher bemühe ich mich jetzt auch meinem Stolz den liebevollen Kampf anzusagen. Mein früheres Motto „Geht nicht, gibt’s nicht.“, habe ich zu Grabe getragen.

Stattdessen ist mein neues Motto „nur was geht“. Dies hat mir ein Inder bei meinem ersten Yogawochenende mitgegeben. Immer wenn mein EGO nun laut schreit: „Weiter! Das schaffst du! Du bist stark!“, dann kontere ich gedanklich gelassen: „Ja ich kann, aber ich muss nicht. Nicht vergessen: nur was geht.“ 😉 Diese bewusste Entschleunigung verlangt mir einiges ab, aber ich merke, nach den letzten beiden Wochen, schon wie gut mir das tut. 

Am Donnerstag bin ich mit sehr starken, schmerzhaften Verspannungen im Schulter und Nackenbereich aufgewacht. Die Verspannung war so intensiv, dass ich davon auch starke Kopfschmerzen hatte. Dennoch habe ich eine halbe Stunde hin und her überlegt, bis ich mich schweren Herzens doch krank gemeldet habe. Es fiel mir wirklich nicht leicht. Mit starken Schmerzmitteln hätte ich vermutlich arbeiten können. Doch hätte ich meine Schmerzen mit den Medikamenten betäubt, hätte ich wieder nicht auf meinen Körper gehört. Er wollte mir doch scheinbar etwas sagen. 

Krankenstand

Und so habe ich mich wie gesagt krank gemeldet und den Tag mit einer Stunde sanftem, meditativem Yoga begonnen. Danach habe ich den ganzen Vormittag geschlafen. Mittags habe ich mir eine Shiatsubehandlung gegönnt, bei der die Therapeutin meine Verspannungen sanft und gezielt gelockert hat. Danach ging es mir deutlich besser. Doch mein Körper verlangte weiterhin nach Ruhe und so habe ich Nachmittags wieder geschlafen und mich den restlichen Tag ausschließlich entspannt. 

Früher hätte ich spätestens am nächsten Tag wieder brav gearbeitet. Aber als ich gut in mich rein spürte, vernahm ich dass mein Körper noch nicht fertig ausgeruht und wieder gänzlich fit ist. So habe ich einen zweiten Tag im Krankenstand verbracht. Ich habe ausgeschlafen und mir ein ausgedehntes, entspanntes Frühstück im Garten gegönnt. Den restlichen Tag habe ich mich von nichts und niemand stressen lassen, auch nicht von mir selbst 😉. Spät nachmittags hatte ich so viel Kraft getankt, dass ich wieder skaten konnte. Es war fantastisch. 

Körperpflege

Auch heute habe ich ausgeschlafen und den Tag in aller Ruhe mit einem entspannten Frühstück begonnen. Dann habe ich eine Torte gemacht. Backen ist ein sehr meditativer Prozess. Und danach hatte ich die Kraft und die Muße meinem PATMAN die Haare zu schneiden und ihm beim Rasieren und der Körperpflege zu helfen. Er kann das nicht alleine und es fällt ihm auch sehr schwer es zuzulassen.

PATMANs Geburtsanzeige

Da seine Haut aufgrund seiner Frühgeburtlichkeit sehr sensibel ist, schmerzt ihn das Rasieren. Nicht zu rasieren ist leider auch keine Alternative, da seine sensible Haut zu schuppen anfängt, wenn der Bart zu lange wird. Seine Haut braucht viel Luft und spezielle Cremen. Auch seine Kopfhaut braucht viel Luft, weshalb seine Haare immer recht kurz sein müssen und nicht zu dicht werden dürfen. Daher müssen sie etwa jeden Monat ausgedichtet und geschnitten werden. Auch seine Nägel kann er noch nicht selbst pflegen und er behauptet, dass auch das Nagelschneiden schmerzt.

Ich kann nicht sagen, ob das stimmt. Aber jedenfalls sollte er all das noch lernen, bis er ausziehen kann. So versuche ich mit ihm Alternativen zu besprechen. Er könnte zum Friseur und zur Maniküre und Pediküre gehen. Aber das möchte er nicht. Denn er mag auch nicht, dass ihn jemand angreift. Er muss es also selbst lernen oder aushalten, dass es jemand anderer macht. Wenn er im betreuten Wohnen wohnt, könnte ich es selbstverständlich dennoch weiterhin für ihn tun, immerhin ist er nicht aus der Welt – nur aus dem Haus. Dennoch ist es wichtig, dass er es lernt bzw. selbst eine Lösung findet.

Entspannt

In der heutigen entspannten Stimmung haben wir danach gemeinsam den Geschirrspüler aus- und wieder eingeräumt. Das kann er grundsätzlich schon lange, allerdings möchte er es wie alle anderen Teenies nicht. Auch sein Zimmer aufräumen mag er nicht. In manchen Punkten ist er eben wie jeder andere Teenager. Das ist herrlich beruhigend. Arbeit macht ihm auch keinen Spaß. Er fährt zwar fast jeden Tag brav zu Jugend am Werk, aber nach wie vor erledigt er Arbeitsaufträge kaum freiwillig. Und dass es ihm Spaß macht, davon sind wir meiner Meinung nach weit entfernt.

In zwei Wochen hat er allerdings Urlaub. Er verbringt dann zwei Wochen mit seinem kleinen Bruder bei seinem Vater. Leider wollte er ja nicht mit uns auf Urlaub fliegen. Patriks großer Bruder Philip fliegt mit mir, seiner Freundin, meinem Mann und zwei seiner Kinder nach Albanien. Wir freuen uns schon sehr darauf eine ganze Woche zu sechst den Sommer, den Strand und das Meer zu geniessen. Einziger Wehrmutstropfen, dass zwei unserer sechs Patchwork-Kinder nicht mit dabei sein werden. Die Beiden urlauben auch, wenn auch nicht mit uns.

So freuen wir uns alle schon sehr auf die Urlaubszeit und die erforderliche Entschleunigung. Ich hoffe, dass mir die Zeit hilft, wieder ganz in meine Form zu gelangen und werde euch danach von der Urlaubszeit berichten. Bis dahin: “Nur was geht!” 😉