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petra koller stern 1
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Zwischen Mutterliebe und
Erziehungsburnout

Glück?

Die Hälfte des Jahres ist vorbei. Zeit um zu Reflektieren. Spürt mein PATMAN Glück? Hat er Träume? ist er zufrieden?

Es ist Sommer. Obwohl ich keine schulpflichtigen Kinder mehr habe, orientiere ich mich immer noch an den Schulferien. Ist vermutlich Gewohnheit. Etwa die Hälfte der Sommerferien ist bereits vorbei. Die Abende werden bereits wieder kühler und die Tage kürzer. Ich genieße das. Ich mag den Hochsommer nicht besonders. Irgendwie ist gefühlt alles zu intensiv – es ist zu heiß, zu laut, zu schnell, zu grell. Ich muss richtig achtsam sein, damit mich diese Intensivität nicht überrollt.

Ich liebe es, wenn der Herbst ins Land zieht. Alles wird schön langsam wieder angenehmer. Es wird von Tag zu Tag wieder kühler, gemäßigter, langsamer, andächtiger. Jedes Jahr ist das für mich eine Zeit der Rückschau. Eine Zeit, in der ich versuche innezuhalten und zu reflektieren. Wie ist das Jahr bis jetzt für mich gelaufen? Bin ich zufrieden damit wie ich es gelebt habe? Möchte ich meinen Kurs korrigieren? Was möchte ich anders machen? War ich meiner Werte treu? Oder bin ich im Stress des Alltags von meinen ursprünglichen Vorstellungen abgewichen?

Reflexion

Ihr denkt jetzt vielleicht, ich übertreibe. Aber ich mache das wirklich seit Jahren und habe festgestellt, dass es mir immens guttut und wichtig für mich ist. Die Zeit vergeht so schnell und wenn ich mir nicht bewusst die Zeit nehme, um innezuhalten, dann laufen die Jahre viel zu rasch wie ein Film ab und ratz fatz könnte einen das Gefühl erwischen, etwas versäumt zu haben. Das Gefühl habe ich aber glücklicherweise gar nicht. Hatte ich nie. Ich bin der Meinung, dass alles so läuft wie es soll. Ich bereue auch nichts. Wozu auch? Es würde nichts ändern. Und ich bin überzeugt davon, dass Menschen grundsätzlich schon unbewusst immer nach bestem Wissen und Gewissen handeln. Ein paar Ausnahmen wird es vermutlich geben, aber im Großen und Ganzen ist es so.

Das erste Halbjahr dieses Jahres war sehr intensiv für mich. Ich war sehr oft sehr müde und overloaded. Viel zu oft habe ich über meine Grenzen gearbeitet und das hat mich mein Körper schmerzlich spüren lassen. Ab Juni habe ich dann bereits versucht meinen Kurs zu korrigieren. Es ist mir erfreulicherweise recht gut gelungen. Ich bin noch nicht gänzlich in meiner Bestform zurück, aber es geht mir schon deutlich besser. Und ich habe keinerlei Zweifel, dass ich wieder zu meiner Bestform zurückfinden werde. Es ist ein Weg. Immer. Die wenigsten Dinge kann man ändern, in dem ein Schalter umgelegt wird. Es ist ein Prozess. Immer.

Trust the process

Sundowner

Das Geheimnis des Erfolgs ist es, dem Prozess zu vertrauen und auf dem Weg zu bleiben. Wichtig ist auch, der eigenen Intuition zu vertrauen. Das ist für mich oft das Schwierigste. Bei mir zu bleiben und mich nicht zu sehr vom Außen beeinflussen zu lassen, fordert mich oft. Doch mit zunehmendem Alter gelingt es immer besser. Das ist unter anderem einer der Gründe, weshalb ich mein Leben lang niemals mit meinem Alter gehadert habe. Ich möchte keinen Tag zurück. Wollte ich nie. Viel zu kostbar sind all die Erfahrungen, die ich bereits machen durfte und jede einzelne hat mich zu dem gemacht, was ich bin.

Ich bin z.B. Mutter. Wie ich denke, eine spezielle Mutter – aber irgendwie auch wieder nicht. Es gibt ehrlich gesagt oft Momente, wo ich mit meiner Aufgabe als Mutter eines Kindes mit speziellen Bedürfnissen hadere. Doch bei genauem Hinsehen, denke ich mir dann auch ab und an wieder, ist nicht jedes Kind auf seine Art speziell? Jeder Mensch? Jede*r hat spezielle Bedürfnisse, eine spezielle Art, einen spezifischen Charakter. Mein PATMAN passt aber nicht in die aktuelle Gesellschaft und deren Bedürfnisse. Das ist der Unterschied. Und das schafft uns oftmals die speziellen Herausforderungen.

Zukunftspläne

So lange hatte ich gehofft, dass er irgendwann doch eine Ausbildung abschließt, wenigstens eine Teilausbildung. Aber mittlerweile habe ich das aufgegeben. Ich bekomme immer mehr den Eindruck, dass ich ganz andere Erwartungen an sein Leben habe als er selbst. Das ist ungerecht von mir. Ich wollte wirklich immer nur das Beste für ihn und ihn mit all meiner Kraft unterstützen. Doch befürchte ich mittlerweile, dass ich nicht immer richtig eingeschätzt habe, was das Beste für ihn ist. Aber wie kann man sich da auch jemals sicher sein?

Er macht es mir so unendlich schwer, weil er nicht spricht. Er gibt mir kaum Antworten auf meine Fragen. Das macht es sehr schwierig. Und er sagt auch selten, was er will oder braucht. Also ja, er hat heute Morgen zum Beispiel Nudelsalat bei mir bestellt, aber wenn ich versuche mit ihm über seine Zukunft zu sprechen, über Träume oder Wünsche, dann kommt nichts.

Träume

Andere Kinder wollen Astronauten werden, oder Ärzte, Feuerwehrmänner, die erste weibliche Präsidentin oder Prima Ballerina. Egal was – sie haben einen Traum. Ob der nun realistisch ist oder nicht, sie haben ihn und solange es kein Erwachsener schafft ihnen den Traum auszureden, gehen sie dafür. Mein PATMAN ist so nicht. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass er jemals einen Traum seine Zukunft betreffend geäußert hat. Er denkt scheinbar immer nur bis morgen. Er ist vollkommen im hier und jetzt. Therapeuten oder Coaches würden das eigentlich als gut bewerten. Bekommen wir das nicht immer wieder als Ratschlag, wenn wir Probleme haben? „Leb doch im Moment“, wird uns dann gesagt. So gesehen macht es Patrik vollkommen richtig. Er plant nicht. Aber er träumt scheinbar auch nicht. Und das finde ich traurig.

Vielleicht hat er aber auch Träume und traut sich nicht, sie zu äußern? Das wäre noch trauriger, finde ich. Aber ich kann ihm nicht helfen, wenn er mich nicht einbezieht. Ich kann nur versuchen ihn so gut es geht dabei zu unterstützen sein Leben nach seinen Vorstellungen zu gestalten. Glaubt mir das ist schwierig, da er wie gesagt so wenig preisgibt. So oft denke ich darüber nach, ob er glücklich ist. Ich weiß es nicht. Es gibt Momente da wirkt er glücklich, aber sie sind selten. Er ist immer noch am liebsten allein und zieht sich sehr zurück. Ich hoffe, dass sich das irgendwann ändert oder das es das ist was ihn glücklich macht.

Glück?

PATMAN & William

Vor den Sommerferien war er bei William eingeladen. Sie sind gemeinsam zu ihm nachhause gefahren und haben einen Nachmittag gemeinsam verbracht. Ich denke, da war er glücklich. In den Ferien hatten sie bis jetzt keine Zeit sich zu treffen, da sie abwechselnd auf Urlaub waren. Patrik ist aber auch da sehr nachlässig und unbedarft. Er schreibt oder telefoniert nicht mit William. Die Treffen organisieren immer Williams Mutter oder ich. Ich ermutige meinen PATMAN immer wieder sich bei William zu melden, aber auch das möchte er nicht. Also lass ich ihn.

Mein PATMAN ist so anders als ich. Das macht es mir oft so schwer. Ich muss mich immer wieder bei der Nase nehmen und mir selbst vorsagen, dass Dinge, die ich gerne mache, die mir wichtig sind für Patrik nicht wichtig sein müssen. Ich versuche mich in ihn reinzuversetzen, aber das ist oftmals sehr schwer für mich. Er ist so anders und in letzter Zeit wirkt er so fern, manchmal fast fremd auf mich. Ich frage mich gerade, ob wir irgendetwas gemeinsam haben, abgesehen von Familie. Es ist, als ob er das Gegenteil von mir ist und das macht es mir so schwer ihm zu helfen. Aber eigentlich weiß ich gar nicht, ob er überhaupt meine Hilfe möchte.

Als seine Erwachsenenvertretung erfülle ich zumindest nach bestem Wissen und Gewissen, die mir übertragenen Aufgaben. So weit helfe ich jedenfalls. Ansonsten kann ich nur meinem Gefühl folgen und darauf vertrauen, dass mein PATMAN, wenn es für ihn wichtig ist, sehr wohl Worte findet.