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petra koller stern 1
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Zwischen Mutterliebe und
Erziehungsburnout

Grenzen

Es ist gerade eine sehr intensive Zeit – für uns alle. Egal mit wem ich spreche, alle Menschen rund um mich sind auf ihre Weise sehr stark gefordert. Viele im Beruf und zusätzlich mit privaten Herausforderungen. Seine Grenzen zu kennen und zu achten ist dabei immens wichtig.

Es ist gerade eine sehr intensive Zeit – für uns alle. Egal mit wem ich spreche, alle Menschen rund um mich sind auf ihre Weise sehr stark gefordert. Viele im Beruf und zusätzlich mit privaten Herausforderungen. Es scheint die Welt ist im Wandel. Grundsätzlich ist das zu begrüßen, denn schon Albert Einstein hat gesagt: „Wahnsinn ist, immer das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“ So gesehen ist es erforderlich, dass bestehende Strukturen aufgebrochen werden und wir alle gezwungen sind Neues auszuprobieren, damit sich etwas ändern kann. Zeitgleich ist diese Vielzahl an Änderungen und Neuem aber eine große Herausforderung, wünscht sich unser Gehirn doch im Grunde nichts als Beständigkeit um Ressourcen zu sparen.

meine persönliche Challenge

Ich selbst erlebe diesen Wandel in vielen Bereichen. In meinem Brotjob hat sich in den letzten Wochen so vieles geändert. Aber die Neuerungen per se wären an und für sich nicht so übertrieben fordernd, wenn das Tempo nicht so enorm wäre. Meine Kolleg*innen und ich arbeiten derzeit an mehreren Projekten gleichzeitig und sind zu maximaler Flexibilität und Agilität gezwungen. Auch innerhalb der Projekte sind die vorgegebenen Deadlines mehr als ambitioniert.

Da ich nichts von Multitasking halte, ist somit die Anzahl der erforderlichen Arbeitsstunden auch enorm. Und – versteht mich nicht falsch – ich liebe meinen Job und bin immer sehr zufrieden, wenn ein Projekt oder Task erfolgreich abgeschlossen werden kann, aber schön langsam nimmt mein Körper schaden. Immer öfter brennen meine Augen, ich bin immens müde und mein Rücken schmerzt. Auch mit Verdauungsproblemen habe ich zu kämpfen. Und meine Konzentration ist derzeit leider auch nicht immer die Beste. Letztes Wochenende habe ich mir daher eine Auszeit genommen, um mich so richtig erholen zu können.

wundervolle Auszeit

Auszeit in der Flachau
Auszeit in der wunderschönen Flachau

Das Wochenende war wundervoll und ich habe es in vollen Zügen genossen. Dennoch musste ich leider feststellen, dass die Erholung nicht lange angehalten hat. Bereits am Dienstag hatte ich wieder starke Rückenschmerzen und hätte wohl besser in Krankenstand gehen sollen. Stattdessen habe ich einen Tag im Büro absolviert und gerade diese Woche war das geforderte Tempo im Job enorm. Es wurde von Tag zu Tag schlimmer. Am Donnerstag war es dann bereits so schlimm, dass ich Sorge hatte, ich könnte aufgrund der immensen Rückschmerzen nicht Auto fahren.

Da ich meinen PATMAN jeden Arbeitstag zu Jugend am Werk bringe und auch wieder abhole, ist es wichtig, dass ich Auto fahren kann. Aufgrund meines beruflichen Stresses in letzter Zeit wurde ich zwar grandios von meinem Partner und von meinem Vater unterstützt, aber alle Fahrten können die beiden beim besten Willen nicht übernehmen. So habe ich die Fahrten für Patrik am Donnerstag unter großen Schmerzen bewerkstelligt und bin abends zu meiner Physiotherapeutin gefahren, die mich quasi wieder repariert hat.

Da es mir Freitagmorgen dann wieder sehr gut ging und ich mich fit und munter fühlte, habe ich mich wieder nicht krankgemeldet. Allerdings hat sich der nächste Bürotag dann stark bemerkbar gemacht. Heute Morgen bin ich leider wieder mit sehr starken Schmerzen aufgewacht. Nun versuche ich mich übers Wochenende mit gezielten, sanften Yogaübungen und entzündungshemmenden Medikamenten wieder auf Spur zu bringen. Mein Körper sagt mir klar, dass ich eine Pause brauche. Doch mein Pflichtbewusstsein lässt es nicht zu. Ist das vernünftig? Nein! Selbstverständlich nicht! Aber irgendwie kann ich so schwer aus meiner Haut raus.

wundervolle Veränderung

Meinem PATMAN geht es dafür erstaunlich gut. Die letzte Woche war er so ausgleichen und hat für seine Verhältnisse sehr viel mit mir gesprochen. Er ist gut drauf, isst viel und es hat den Anschein, als ob er sein Leben derzeit genießt! Unglaublich – ich bin sehr erleichtert und froh darüber. Diese Woche wurde ich auch kein einziges Mal von seinen Betreuern angerufen. Das lässt mich hoffen, dass Patrik nun endlich angekommen ist. Umso wichtiger ist, dass ich ihn täglich hinbringen und abholen kann. Denn es wäre unendlich schade, wenn er nun, wo es endlich funktioniert, nicht zur Arbeit könnte, nur weil ich krank bin!

Während ich diese Zeilen schreibe, ist mir vollkommen bewusst, dass ich nächste Woche in Krankenstand gehen sollte, um gänzlich gesund zu werden und für meinen PATMAN da sein zu können. Dennoch befürchte ich, dass ich wieder den Schmerz und die Vernunft ignorieren werde und auf mein Pflichtbewusstsein hören werde. So wurde ich erzogen. So hat man mich immer geschätzt und geliebt: zuverlässig und hilfsbereit. Ich bin immer da, wenn man mich braucht. Ich helfe immer. Ein „Nein“ auf eine Bitte fällt mir immens schwer, selbst wenn ich deshalb selbst Schaden nehme. Meine eigenen Grenzen überhaupt wahr zu nehmen und sie dann gegenüber anderen auch noch zu verteidigen ist mir fast unmöglich.

Lernprozess

Aber wie ich immer gerne sage: „Bist du alt wie eine Kuh, lernst du immer noch dazu.“ Also kann ich es noch lernen 😉 Jedenfalls werde ich mich dieses Wochenende erholen und entspannen und mich zukünftig bemühen wieder achtsamer zu sein was meine eigenen Ressourcen anbelangt. Es hilft langfristig ja ohnehin niemandem, wenn ich dann im schlimmsten Fall länger ausfalle, nur weil ich ständig meine eigenen Grenzen überschreite. Und am wichtigsten hierbei ist mein PATMAN! Er braucht mich. Und ich will für ihn da sein. Er und sein Bruder sind einfach die oberste Priorität in meinem Leben und das werden sie auch immer sein. Jobs können kommen und gehen, aber Mutter bin ich für immer.

Zitat der Woche
Zitat der Woche – Danke https://www.baharyilmaz.com/

Ich bin ziemlich sicher, dass alle Mütter und Väter immer wieder mit der Mehrfachbelastung kämpfen und in dem Strudel der unzähligen Aufgaben ab und an auf sich selbst vergessen. Gerade in meiner Generation wurde sehr viel Wert auf Pflichtbewusstsein gelegt. Wir haben von klein auf gelernt nützlich und produktiv zu sein. Seine eigenen Grenzen zu erkennen und auch zu wahren, wurde uns nicht gelernt. Da ist uns die nächste Generation weit voraus. Sie brauchen über Work-Life-Balance gar nicht nachzudenken, da sie bereits gelernt haben wie wichtig die eigene körperliche Gesundheit und das seelische Gleichgewicht sind. Da kann ich mir jedenfalls eine Scheibe abschneiden.

mein PATMAN

Aber zurück zu Patrik: Er ist momentan wirklich so verändert! Ich bin so glücklich, dass er so ausgeglichen und fröhlich ist. Wenn das so bleibt, können wir hoffentlich bald mit dem Fahrtentraining beginnen. Das ist ein wichtiger Schritt für ihn in die Selbständigkeit. Ich denke, es gefällt ihm nicht, dass er so wenig mobil ist und in vielerlei Hinsicht so abhängig ist von mir. Daher halte ich es für immens wichtig, dass er seinen Arbeitsweg allein bestreiten kann. In anderen Bereichen ist er im letzten halben Jahr bereits sehr viel selbständiger geworden. Ich bin immens stolz auf ihn!

Trotz all den Herausforderungen der letzten Jahre und des ewigen Aufs und Abs sowie seiner gesundheitlichen Einschränkungen, hat er seinen Weg immer wieder gemeistert. Er hatte es wirklich nicht leicht – von Geburt an – und dennoch war er immer ein Kämpfer! Und mein PATMAN kennt seine Grenzen sehr gut, leider lässt sein Umfeld es oftmals nicht zu, dass er ihnen auch nachgibt. Es ist eben ein schmaler Grat zwischen Verteidigung der eigenen Grenzen und Entwicklung aufgrund des mutigen Überschreitens vorhandener Grenzen. Hierbei sind wir alle gefordert achtsam zu sein und auf unsere innere Stimme zu hören. Ich wünsche euch jedenfalls das euch diese Gratwanderung gelingt.