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petra koller stern 1
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Zwischen Mutterliebe und
Erziehungsburnout

Irgendwas ist immer

Erstens kommt es anders, und zweitens als du denkst … Irgendwas ist eben immer.

Wir waren also bestens vorbereitet auf die Trainingswoche. Alles war gepackt, alles bedacht, alles besprochen. Patty war mit Sack und Pack zu seinem Vater gefahren, um nach einem ausgelassenen Wochenende mit seinem kleinen Bruder entspannt in die Trainingswoche zu starten. Und dann kam wieder mal alles anders.

Irgendwas ist immer

Am Sonntag erhielten wir die Nachricht, dass vier Lehrer*innen leider corona-positiv waren und daher nicht zur Trainingwoche fahren konnten. Die Trainingwoche musste daher schweren Herzens abgesagt werden. Die Lehrerteams hatten somit die Aufgabe möglichst schnell ein Programm für die Jugendlichen zu organisieren und auf herkömmlichen, täglichen Unterricht zu switchen.

Dolce vita
dolce vita vorm Pantheon in Rom

Mich erreichte diese Nachricht bei leckerem Gelato con Fragola vor dem Pantheon in Rom. Ich hatte mir erlaubt, Patriks Abwesenheit aufgrund der Trainingswoche zu nutzen um in Rom zu entspannen. Kaum angekommen – in jeder Hinsicht – wurde meine absolute Entspannung durch diese Nachricht durchbrochen. Und für einen kurzen Moment schossen mir automatisch die typischen Fragen durch den Kopf: „Was mach ich jetzt? Muss ich etwas machen? Kann ich überhaupt etwas machen?“ und ich wurde sofort von Schuldgefühlen heimgesucht: Mein Ex-Mann und mein Patty waren nun mit dieser Situation alleine und ich fröhnte weit weg in Italien meinem so geliebten dolce vita.

Italienliebe

Ich hatte mich so sehr auf diesen Urlaub gefreut. Ihr müsst wissen, dass ich Rom liebe! Ich bin grundsätzlich ein extremer Italienfan. Von Kindesbeinen an habe ich die Sprache, den Lifestyle der Italiener und erst Recht die italienische Gastronomie geliebt. Jeder Urlaub in Italien bringt mich immer zum Strahlen und tankt meine Energiereserven immens auf. Als ich dann vor etwa zwei Jahren das erste Mal in meinem Leben in Rom war und abends vorm Trevibrunnen stand war ich so voller Glückseligkeit und Kraft, dass ich jedenfalls wieder kommen wollte.

Die geplante Trainingswoche war der perfekte Zeitpunkt für mich, um wieder nach Rom zu fahren, da Patty nicht mal gemerkt hätte, das ich weg bin. Wir hatten alles bestmöglich geplant und vorbereitet. Niemand konnte damit rechnen, dass die Trainingswoche einen Tag vor der Abreise abgesagt wird. Und bei allem was ich in den letzten beiden Jahren aufgrund von Homeschooling wegen Corona und der Ausnahmesituation rund um Patriks letztem Schuljahr erleben musste, hatte ich mir diese Auszeit meines Erachtens nach mehr als verdient!

C ´est la vie

Mir wurde schlagartig klar, dass ich ja erstens nichts dafür konnte, dass die Trainingswoche nun doch nicht wie geplant statt fand und ich zweitens ohnehin nichts dagegen machen konnte! Ich hätte ja wohl kaum den Rückflug umbuchen können, um rasch wieder bei Patty zu sein. Und vorallem wozu hätte ich das tun sollen? Es heißt nicht umsonst „Immer wenn der Mensch anfängt Pläne zu machen, fällt im Hintergrund das Schicksal lachend vom Stuhl.“ Es war wieder mal soweit. Ich hatte mit bestem Wissen und Gewissen alles Mögliche und Unmögliche bedacht und so gut es ging alles und jeden um mich herum auf diese Woche vorbereitet und dennoch kam es anders. Nur diesmal war ich selbst gar nicht betroffen.

Das erste Mal in meinem Leben mit meinem PATMan mussten andere sich in Flexibilität und Spontanität üben und ich konnte beim besten Willen in keiner Weise behilflich sein, war ich doch weit weg an einem meiner persönlichen Kraftorte und Patrik war gut versorgt bei seinem Vater. So schob ich den Anflug an schlechtem Gewissen ganz schnell zur Seite und lehnte mich entspannt zurück in meinen Stuhl. Ich nahm den nächsten Löffel Pistazieneis, schloß meine Augen und genoß diesen Moment in vollen Zügen. Dolce vita eben 😉

Mein Ex-Mann hingegen plante die Woche um und meisterte die neue Situation mit Bravour.
Er erhielt hierbei Hilfe von unserem ältesten Sohn, meinem lieben Philip, der kurzerhand zum Shuttledienst für die tägliche Fahrt Pattys von der Schule nachhause eingeteilt wurde. Wie mir berichtet wurde, funktionierte alles Bestens. Na bitte, frau muss die Männer einfach nur machen lassen. Geht doch! Ein bisschen Vertrauen in die Männer und einfach loslassen 😎.

Erneuter Termin?

Da bereits in sechs Wochen Schulschluss ist und dies, wie ihr wißt Patriks allerletztes Schuljahr ist, war die Enttäuschung über das plötzliche Storno der Trainingswoche selbstverständlich groß. Wir hofften inniglich, dass die Woche in der verbleibenden Schulzeit nachgeholt werden könnte, da uns die Trainingswoche sehr wichtig war. Ich war überzeugt davon, dass mein PATMan diese Erfahrung jedenfalls machen sollte und enorm davon profitieren würde.

Ihr erinnert euch an den pädagogischen Auftrag der Trainingswoche? Er hatte wie folgt gelautet: Selbstständigkeitstraining, Übernehmen von Verantwortung in den eigenen Lebensbereichen (wie Körperpflege, Ordnung halten im persönlichen Bereich, Koordination von Ruhephasen und selbständiger Aufgabenerledigung in Abstimmung innerhalb der Gruppe) sowie Förderung von Sozialkontakten, Training von Zeitmanagement, eigene Grenzen kennen lernen und überwinden und vieles mehr. All das sollte Patty unbedingt erleben.

Erleichterung

Trainingswoche, nxt try
Trainingswoche, nxt try 😉

Bereits eine Woche nach der spontanen Absage der Trainingwoche stand dann gsd fest, dass sie nachgeholt werden konnte. Gleich nach Pfingsten sollte es so weit sein. Perfekt! Die Traingswoche mit all den geplanten Trainings und Zielen konnte also statt finden und mein Patty konnte diese wertvolle Erfahrung also doch noch vor seinem endgültigen Schulende machen. Ich war so froh und erleichtert!

Und irgendwie hat scheinbar wirklich alles immer einen Grund und einen tieferen Sinn. Denn letzte Woche hatte es in Krieglach viel geregnet und es war recht kalt. Die Jugendlichen hätten die Trainingswoche in der ursprünglich geplanten Woche daher nicht so gut nutzen können wie geplant. Aufgrund des Wetters wären die Outdooraktivitäten eingeschränkt gewesen. Außerdem war Patty kurz vor dem geplanten Start in die Trainingswoche ja krank gewesen – also keine idealen Bedingungen für einen Aufenthalt inmitten von nasskalten Wäldern.

Für die Woche nach Pfingsten wurde allerdings sehr schönes Wetter prophezeit. Die Kids konnten sich daher auf eine sonnige Zeit freuen. Einen Probelauf für die Vorbereitungen hatten wir auch schon erlebt. Der effektiven Trainingswoche stand somit nichts mehr im Weg und wir begannen voller Vorfreude die Tage bis zur Abfahrt nach Krieglach zu zählen. Wie es dann tatsächlich lief, erfahrt ihr in einem der nächsten Blog Beiträge.