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petra koller stern 1
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Zwischen Mutterliebe und
Erziehungsburnout

Jobangebot

Mein PATMAN war allein zuhause und es hat richtig gut geklappt. Er hat auch ein Jobangebot und wird nach Ostern dort schnuppern.

Ich habe euch ganz schön lange warten lassen, um euch zu erzählen, wie es PATMAN allein zuhause ergangen ist. Aber leider hat uns kurz nach unserer Rückkunft ein Familienschicksal beschäftigt. PATMANs Opa musste aufgrund seiner Krebsdiagnose erneut operiert werden und die Operation ist leider nicht nach Plan verlaufen.

PATMANs Opa ist sehr krank

Patrik realisiert es denke ich nicht, aber mich beschäftigt es doch sehr. Mein Papa war sein Leben lang für andere da und hat sich die letzten Lebensjahre meiner Mutter auch um sie gekümmert. Sie hatte sieben Jahre lang mit Krebs gekämpft und er wich so gut es ging nicht von ihrer Seite. Ich kann mich nicht erinnern, dass er jemals krank war, solange ich denken kann. Erst nach seinem 70. Geburtstag hat ihn diese schreckliche Krankheit dann auch heimgesucht. Die erste Operation vor mittlerweile eineinhalb Jahren verlief vielversprechend und mein Papa hatte sich rasch erholt.

mein Dad

Doch diese Krankheit ist tückisch. Sie kommt in den meisten Fällen immer wieder. In seinem Fall ist mittlerweile leider der gesamte Dünndarm befallen und soweit ich weiß, noch viel mehr in seinem Bauchraum. Die geplante sechsstündige Operation musste daher nach zwei Stunden abgebrochen werden. Nun versuchen die Ärzte es mit einer speziellen Chemo. Mein Papa ist tapfer. Das war er immer. Und die Krankheit hat ihn weicher gemacht, mitfühlender, sensibler. Ich habe ihn diese Woche bereits drei Mal im Krankenhaus besucht. Er war sehr liebevoll und voll des Lobes mir gegenüber. Das habe ich sehr genossen, das kannte ich bis jetzt nicht von ihm.

Strenger Papa

Früher war er sehr streng mit mir und hat mich immer sehr energisch angetrieben. Egal welches Ziel ich erreicht hatte, es war klar: da geht noch mehr. Manchmal habe ich damit gehadert, da ich das Gefühl hatte es ist nie genug, egal was ich leiste. Doch das hat mich zu dem gemacht, was ich nun bin: zielstrebig, erfolgreich, effizient und ausdauernd.

Ich habe viel von meinem Papa: seinen Optimismus, seine Zuversicht und ich bin genauso extrovertiert und genussfreudig wie er. Die positive Einstellung, die ich von ihm habe, hat mir schon immer geholfen, aber seit Patriks Geburt war sie oft essenziell. Bei all dem, was im Leben meines PATMANs an Diagnosen am Tableau war, hätte ich es ohne meinen Optimismus und meine Zuversicht, wohl nicht so weit geschafft. Aufgeben gab es nie für uns – nicht für meinen Papa und nicht für mich. Das ich das von ihm gelernt habe, dafür bin ich sehr dankbar.

Unterstützung

Mein Papa hat mich auch mit meinem PATMAN immer so gut es ging unterstützt. Er war oft bei Schulausflügen an Patriks Seite oder hat Therapiefahrten für mich übernommen, da ich ja immer berufstätig war. Mittlerweile ist mein PATMAN so selbständig, dass wir keine Unterstützung mehr brauchen und weil er sehr introvertiert ist und sich seit er pubertiert immer mehr zurückzieht, haben die beiden nicht mehr so viel Kontakt. Dennoch habe ich nicht vergessen, was mein Papa früher alles für uns gemacht hat. Ich hoffe, dass die Chemo gut hilft und er noch erleben wird, dass mein PATMAN eine feste Arbeitsstelle hat und selbständig wohnt.

PATMANs Opa

Ich bin auch dahingehend sehr zuversichtlich, da die Woche “PATMAN allein zuhause” super funktioniert hat. Patrik hat es geschafft sich täglich vollkommen allein für die Arbeit fertig zu machen, hatte niemals etwas von den Dingen vergessen, die er mitnehmen muss und kam auch fast immer pünktlich an. Er hat sich jeden Tag selbständig sein Jausenbrot zubereitet und sich auch sonst selbst versorgt. Nur an einem Tag hatte er sich krankgemeldet. Ich war begeistert. Jetzt muss er nur noch einkaufen trainieren, wobei er das streng genommen bereits kann. Das Problem ist nur die Bezahlung. Er hat keinen Bezug zu Geld und kein Gespür dafür, ob und in welcher Höhe er Retourgeld bekommen sollte. Kartenzahlung sollte aber funktionieren. Doch das trainieren wir noch.

Jobangebot

Letzte Woche hatte Patrik ein Vorstellungsgespräch in einer neuen Werkstätte. Da er wie bereits berichtet, nur noch maximal zwei Jahre in der Einsteigergruppe bleiben kann, müssen wir etwas Neues finden. Er hat deshalb schon innerhalb von Jugend am Werk ALPHA in unterschiedlichen Gruppen geschnuppert, aber nichts von den dort angebotenen Tätigkeiten haben ihn begeistert. Das Schnuppern in der Werkstätte SEEBOGEN war überhaupt ein Desaster. Nun wird er also in einer, für ihn neuen, Werkstätte schnuppern – in der Werkstätte Hirschstetten.

Das Vorstellungsgespräch verlief sehr gut. Mein PATMAN hat zwar wieder nicht gesprochen, aber die Betreuer und die Leitung dieses Standorts hat das gar nicht gestört. Es ist ein sehr kleiner, familiärer und friedlicher Standort. Die Teilnehmer, die dort untergebracht sind, haben die Möglichkeit in Ruhe anzukommen und haben auch tagsüber immer wieder die Möglichkeit sich eine Pause zu gönnen. Der Tagesablauf ist gesamt nicht so streng strukturiert wie in der Werkstätte ALPHA. Auch das Ambiente ist vollkommen anders als bei ALPHA. Es gibt dort viel weniger Leistungs- und Zeitdruck. Dennoch schaffen die Teilnehmer gemeinsam immer alle Arbeitsaufträge. Es war vor allem sehr schön zu sehen, wie wichtig den Menschen dort das miteinander ist.

Neuer Job ?

basteln

Gleich nach Ostern wird Patrik in der Werkstätte Hirschstetten zu schnuppern beginnen. Er hat zwei Wochen Zeit, um sich in den unterschiedlichen Gruppen auszuprobieren. Es gibt Kreativgruppen und Fertigungsgruppen. In den Fertigungsgruppen werden Waren verpackt, umetikettiert und Prospekte mit Zusatzmaterial bestückt. In der Kreativgruppe wird gemalt, gebastelt und gehäkelt. Die Teilnehmerin waschen auch gemeinsam Wäsche. Ich bin schon gespannt, wo es meinem PATMAN am besten gefallen wird und wie die Schnupperwochen verlaufen werden.

Wenn es ihm gefällt, kann er nach dem Schnuppern gleich dortbleiben. Die Fahrtzeit zur Arbeit wäre dann deutlich kürzer, und er könnte morgens länger schlafen. Außerdem müsste er nur noch einmal umsteigen, von einem Bus in einen anderen und der Fußweg wäre deutlich kürzer. Alles in allem wäre die Werkstätte Hirschstetten daher ideal. Aber es muss ihm selbstverständlich auch dort gefallen. Ich würde mir wünschen, dass mein PATMAN nun endlich so richtig ankommt, sich wohl fühlt und nette Arbeitskolleg*innen kennen lernt. Dann würde er – denke ich – so richtig aufblühen. Das wünsche ich mir von ganzem Herzen für ihn.