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petra koller stern 1
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Zwischen Mutterliebe und
Erziehungsburnout

Neues Jahr – neues Glück

2022 war ein sehr anstrengendes Jahr für meinen PATMAN. Doch ich glaube fest daran: Neues Jahr – neues Glück. Es kann nun einfach nur bergauf gehen! Wir sind bereit für einen Neustart.

Ihr erinnert euch noch an das Abschlussgespräch der Probezeit bei Jugend am Werk ALPHA?  Es lief leider nicht wie erwartet. Nicht nur ich auch mein PATMAN war sehr enttäuscht, hat aber versprochen sich Jugend am Werk SEEBOGEN anzusehen und dort zu schnuppern.

Vorstellungsgespräch

So hatten wir am 13.12.2022 das Vorstellungsgespräch in der Seestadt. Die Leiterin der Werkstätte war sehr bemüht und hat versucht sehr sanft auf Patrik einzugehen. Auch die Gruppenleiterin der Kreativgruppe, in der mein PATMAN nun ab 09.01.2023 schnuppern wird, war sehr warmherzig und einladend. Die Räumlichkeiten sind vollkommen neu und sehr ansprechend. Die Werkstätte und Tagesstruktur SEEBOGEN ist gesamt kleiner und heimeliger als die Werkstätte/Tagesstruktur ALPHA. Es ist in der Seestadt daher viel ruhiger und angenehmer. Das könnte meinem Patrik jedenfalls gefallen und ihm guttun. Außerdem ist die Fahrzeit in die Seestadt ganze 30 Minuten kürzer als zu Jugend am Werk ALPHA. Klingt mal alles recht gut.

In der letzten Arbeitswoche vor Weihnachten, etwa eine Woche nach dem Vorstellungsgespräch, war dann das Adventfest bei Jugend am Werk Alpha. Da ich an dem Tag Termine im Büro hatte, konnte ich mir nicht frei nehmen und leider erst am Nachmittag zur Ausstellung kommen. Mein PATMAN war sehr enttäuscht, da scheinbar einige Eltern bereits vormittags vorbeikamen. Wir hatten eigentlich geplant gemeinsam zur Adventausstellung und den Verkaufsständen zu gehen, aber als ich ankam wollte Patrik partout nicht. Er wollte nur noch nachhause.

Überraschendes Antreffen der „Fachexpertin“

Gerade als wir gehen wollten, entdeckte ich die „Fachexpertin“, die dem Abschlussgespräch der Probezeit beiwohnte. Sie hatte sich nach dem Gespräch damals von Patrik verabschiedet, weil sie für einen anderen Jugendlichen an einen anderen Standort „abgezogen“ wurde. Daher war ich erstaunt sie hier zu sehen und sprach sie darauf an. Sie entgegnete, dass sie nur zu Besuch sei. Diese Gelegenheit nutze ich, um sie zu fragen in welcher Funktion sie eigentlich damals mein Kind nach nur einer Woche beurteilt hatte? Sie erzählte, dass es sich um ein Projekt zur Einstiegsbegleitung für Jugendliche in Werkstätten handelte und dass sie auf Fälle auf Autismus spezialisiert wäre.

Hier musste ich nachhacken und fragte: „Ja und was ist Ihre Profession? Was haben Sie für eine Ausbildung?“ Darauf erklärte sie mir, dass sie Sozialpädagogin wäre und mit Jugendlichen wie Patrik eigentlich keine Erfahrung hatte. Ich dachte ich werde nicht mehr! Aha. Und die Frau Sozialpädagogin mit Schwerpunkt auf Autismus, dachte also, dass SIE nach einer Woche mit meinem Kind beurteilen konnte, was für mein Kind das Richtige wäre? Unfassbar. Ich schloss das Gespräch mit einem wohlwollenden Lächeln und den Worten: „Wissen Sie, ich begleite mein Kind bereits 18 Jahre und Sie haben keine Ahnung wie viele Fachexperten mir in dieser Zeit nach ein paar Tagen oder Testungen erklären wollten wie mein Kind ist und was für ihn gut ist.“

Das war ihr richtig unangenehm und sie entschuldigte sich. Sie hätte nicht gewollt, dass es so rüberkommen würde, als beurteile sie mein Kind. Daraufhin entgegnete ich: „Schon klar. Die lange Liste der absolvierten Therapien meines Sohnes hätten jedenfalls aus seiner Akte gelesen werden können.“ Dann wandte ich mich der Betreuerin Patriks zu und erzählte ihr, dass wir im Zuge des Vorstellungsgesprächs vereinbart hätten, dass mein PATMAN nun ab 09.01. in der Seestadt für zwei bis drei Wochen schnuppern wird. In der Zeit könnten sie jedenfalls in Ruhe übersiedeln und Patty kann sich ein Bild von der neuen Werkstätte machen. Eine „win-win-situation“, danach werden wir weitersehen.

Ich muss zugeben, dass ich anschließend extrem zufrieden mit Patrik nachhause gefahren bin. Es war mir wichtig, den beiden Damen zu vermitteln, dass ich mir nicht alles gefallen lasse und auch nicht zulasse, dass mein Kind so behandelt wird, wie bei dem Abschlussgespräch. Mein Sohn ist speziell, aber auch er hat Rechte – wie jeder Mensch – und auch er muss sich nicht alles gefallen lassen!

Weihnachtsfeiertage – Feste & Rückschau

Weihnachtsluna
Unsere „Weihnachtsluna“

Es folgten die Weihnachtsfeiertage und Familienfeste. Eine Zeit, die für Patty sehr herausfordernd ist. So viele Menschen bei uns zuhause (wir sind eben eine große Familie 😉), so viel Trubel. Selbstverständlich spürt er hier auch meine Anspannung – wie bereits mehrfach berichtet, ist meine Ursprungsfamilie auch für mich sehr challenging. Außerdem hatte ich ganz schön viel Arbeit, da ich meine ganze Familie eingeladen, bekocht und bedient habe. Das war ein bisschen anstrengend, aber da mein Vater im letzten Quartal mit dem bösartigen Tumor gekämpft hatte, war mir das Familienfest ein Bedürfnis.

Gesamt war das Jahr 2022 ein Jahr der Ablenkung für mich. Ich habe mich sehr viel mit Arbeit betäubt, um bestimmte Themen nicht ansehen, nicht bearbeiten zu müssen. Mein Brotjob gibt mir hier immer viel Möglichkeiten mich mit Arbeit lediglich einzudecken, um mir selbst einreden zu können, dass ich keine Zeit für anderes habe. Keine Zeit mir Sorgen über Patriks Zukunft zu machen, keine Zeit für Beziehungen, keine Zeit für neue Bekanntschaften. Aber auch mit Ausbildungen konnte ich mich in den letzten beiden Jahren sehr gut beschäftigen und damit von gewissen, in mir brodelnden, Themen ablenken.

So konnte ich allerdings auch nicht zur Ruhe kommen und das hat mir immens viel Kraft gekostet und mich ziemlich ausgelaugt. Und so habe ich nach den Weihnachtsfeiertagen festgestellt, dass ich so richtig richtig leer und müde war. Da hat sich wohl auch schon der energetische Neustart im Hinblick auf 2023 angekündigt und ich hatte Probleme mit dem unteren Rücken und mit der Verdauung. Ich war energielos, antriebslos und habe wohl in jeder Hinsicht einen Neustart gebraucht. Durch die Rauhnächte, Silvester und Neujahr habe ich mittels unzähliger Meditationen und Reflexionen, Innenschau gehalten und versuche nun schön langsam wieder in den Alltag zu finden.

Erholung für PATMAN

Auch mein PATMAN hat sich in den beiden Urlaubswochen nach dem Familien-Remmidemmi sehr gut ausgeruht, entspannt und ist auch körperlich sehr stabil. Ab und an niest er wohl noch, doch im Großen und Ganzen ist er fit. Zeitgleich ist er selbstverständlich ganz schön aufgeregt, wie die Schnupperwochen bei Jugend am Werk Seebogen werden. Auch ich bin ein bisschen nervös und gespannt, wie es in Pattys Leben weiter geht. Es wird sich weisen, ob es nun endlich stetig vorwärts in eine rosigere Zukunft für ihn geht.

Mir wäre jedenfalls wichtig, dass er sich dort wohl fühlt und so richtig ankommt. Es bleibt selbstverständlich spannend. Leider ist nicht gesagt, dass er diesmal dortbleiben kann. Ich würde mir wünschen, dass dies der Fall ist und er – wie gesagt – in jeder Hinsicht ankommt und Ruhe findet. Dass er, egal wieviel Zeit das in Anspruch nimmt, dort wieder so richtig zu sich findet. Ich wünsche mir, dass er zu Kräften kommt, Mut findet und gestärkt den Antrieb findet sich für Aufgaben zu interessieren. Nur so kann es wieder zu Entwicklung kommen und er endlich Fortschritte machen.

Wer weiß was die Zukunft bringt?

energetischer Neustart
Was liegt da in der Luft?

Kein Mensch weiß tatsächlich was alles in ihm steckt und was noch alles möglich ist. Ich bin jedenfalls ganz sicher, dass er sein Potential bis dato noch niemals gänzlich ausgeschöpft hat, da er ständig durch seine unterschiedlichen Ängste und Traumata blockiert war. Das hat ihn derart eingeschränkt, dass Entwicklung nur sehr langsam möglich war. Durch die unterschiedlichen Erlebnisse hat er dann zusätzlich leider auch immer wieder Rückschritte gemacht. Daher ist das oberste Ziel für ihn jetzt erstmal Sicherheit zu gewinnen. Nur wenn er sich sicher fühlt und über einen längeren Zeitraum Stabilität erfährt, kann er sich für Neues und Entwicklung öffnen.

Wir sind gespannt was noch alles auf uns zu kommt. Keiner kann sagen, wozu das alles führt und was noch alles möglich ist. Ich bin jedenfalls sehr optimistisch, beinah euphorisch, und freue mich auf alles was das Neue Jahr so bringen wird.