Suche
Close this search box.
petra koller stern 1
petra koller stern 1
petra koller stern 1

Zwischen Mutterliebe und
Erziehungsburnout

Ostern – ein Fest der Familie

Dieses Wochenende war also Ostern. Ostern – ein Fest der Familie. Familie – ein Wort, dass in mir ehrlich gesagt sehr gemischte Gefühle aufkommen läßt.

Vor unserer Scheidung haben mein Mann und ich immer versucht beide Herkunftsfamilien mit einzubeziehen und möglichst ausgeglichen und gerecht unsere Familienzeit auf unsere beiden Familien zu verteilen. Ein Unterfangen, dass nicht immer leicht war und leider auch immer wieder mal zu Streitigkeiten zwischen meinem Mann und mir geführt hat. Aber soetwas gibt es wohl in jeder Familie und so kennen dies sicher viele von euch sehr gut.

Dann, durch die Scheidung, war dieses Problem gelöst. Allerdings hatte ich einen Teil meiner Familie verloren. Und ich hatte meine Schwiegerfamilie immer sehr gerne gehabt. Abgesehen von kleinen Disputen, die es ja in jeder Familie gibt, habe ich mich mit ihnen immer sehr wohl gefühlt und sie hatten mich von Anfang an sehr liebevoll aufgenommen.

Neue Familiensituation

Auch für meine Kinder war es nicht leicht sich an die neue Familiensituation zu gewöhnen und nur etwa zwei Jahre nach der Scheidung starb meine Schwiegermutter. Weitere zwei Jahre danach starb dann auch noch meine Mutter. Meine Kinder waren ab diesem Zeitpunkt gänzlich ohne Großmutter. Unser zuvor von meinen Kindern so geliebter, wöchentlicher „Omatag“ mit meiner Mutter fiel weg und wir waren fortan größtenteils auf uns selbst gestellt.

BD64CB29 18FA 47CA A3EF F44810D30364
Alleinerziehende, berufstätige Mütter sind meiner Meinung nach wahre Superheldinnen

Ich hatte, als alleinerziehende, berufstätige Mutter von zwei Kindern, auf die Unterstützung durch meine Familie gehofft. Allerdings war jede*r Einzelne mit der Trauer um Ehefrau bzw. Mutter beschäftigt und musste erst selbst mit der neuen Situation zurecht kommen. Zeit für mich oder gar meine Kinder gab es hierbei leider recht wenig und so habe ich meist alles alleine organisiert und bewerkstelligt. Hilfe bekam ich dabei ausschließlich von meinen Freundinnen.

Da meine Mutter immer darauf bedacht war, die Familie sooft es ging gemeinsam einzuladen, um uns alle zusammen um sich zu haben, hatten wir vor ihrem Tod sehr viel Zeit gemeinsam verbracht. Vorallem aber waren wir es gewöhnt, gemäß dem Jahreskreis, alle Feste gemeinsam zu feiern. Nach ihrem Tod haben wir uns phasenweise kaum gesehen, vorallem seltenst alle gemeinsam.

Meine Nichte und meine Kinder sind eigentlich sehr eng verwoben – quasi gemeinsam – groß geworden. Als die Kinder klein waren, waren sie oft gemeinsam mit den Großeltern auf Urlaub und ich habe meine Nichte auch oft bei Unternehmungen mit meinen Jungs mitgenommen. Aber nach dem Begräbnis meiner Mutter haben sie sich leider immer weniger gesehen. Ich war deshalb oft sehr traurig und enttäuscht, da meine Nichte nicht nur mir sondern auch meinem PATMan sehr gefehlt hat. Und unsere vormals so große Familie in kürzester Zeit beinah auf uns drei geschrumpft war.

Meine Rolle in der Familie

Meine Familie hat mich schon immer, aber auch in den Jahren nach dem Tod meiner Mutter, dennoch größtenteils fröhlich und positiv erlebt. Ich habe immer laut gelacht und versucht gute Laune zu versprühen. Selbst in meinen dunkelsten Stunden habe ich versucht meinen Familienmitgliedern Mut zu zu sprechen und Hoffnung zu schenken. So bin ich eben.

Mein Herz war allerdings von diesen einsamen Jahren unendlich geschunden und extrem vernarbt. Ich hatte aber nie das Gefühl das auch nur ein Famlilenmitglied jemals darüber nachgedacht hat, wie ich, nach der Scheidung und dem Tod meiner Mutter, all das, was ich täglich stemmen musste, immer geschafft hatte. Aber vielleicht tue ich meinen Lieben da auch Unrecht. Jedenfalls hat mich selten jemand aus meiner Familie gefragt, ob ich Hilfe brauchen würde oder wie es mir geht.

Einsamkeit versus Enttäuschung

Da unser Familienleben, so wie es meine Mutter immer aufrecht gehalten hatte, mit ihrem Tod gestorben ist, habe ich mich irgendwann daran gewöhnt ohne den Support meiner Familie zu leben. All das was meinen Kindern dadurch gefehlt hat, habe ich versucht mit meiner Liebe zu kompensieren. Das war unendlich anstrengend und hat oftmals Härte mir selbst gegenüber und klare Abgenzung gegenüber meiner Familie gebraucht. Es hat mich schlußendich emotional von meiner Familie entfernt und anfangs auch sehr einsam gemacht.

Ich war nie ein Mensch der gerne alleine ist, aber ich musste das scheinbar lernen. Bis heute ziehe ich gute Gesellschaft der Zeit mit mir alleine zwar deutlich vor, aber ich habe gelernt die Einsamkeit der Enttäuschung vorzuziehen und schlußendlich habe ich es auch geschafft nun die Zeit, die ich alleine verbringe zu geniessen.

Trotzalledem habe ich aber immer versucht für meine Familie dazusein und so gut ich konnte zu unterstützen. Denn trotz der emotionalen Schieflage der letzten Jahre innerhalb unserer Familie liebe ich alle wirklich von ganzem Herzen und aus tiefster Seele und ich wünsche ihnen allen nur das Allerbeste.

Ambivalenz

Und so sind Familienfeste immer eine spezielle Herausforderung für mich. Einerseits liebe ich meine Familie und wünsche mir harmonische Zeit mit ihnen zu verbringen, auf der anderen Seite haben die letzten Jahre ihre Spuren hinterlassen und ich muß zugeben, dass mir vor jedem Familienfest immer etwas mulmig zumute ist.

Ich bemühe mich wirklich immer sehr in meiner Mitte zu bleiben. Dennoch schaffe ich es bei Familientreffen leider nicht immer liebevoll und positiv zu bleiben, so sehr ich mich zuvor auch darauf eintune. Oftmals wühlt mich die angespannte Stimmung auf und Gesagtes triggert mich. Auch wenn es vermutlich keinesfalls mit Absicht erfolgt, fühlt sich einiges wie ein Angriff an und trifft mich oft mit voller Wucht. Dann schaffe ich es nicht sanft und voller Liebe zu reagieren.

Mir fehlt in meiner Familie leider oftmals Toleranz und Respekt und manchmal kann ich nicht mal die angeblich vorhandene Liebe spüren. Es prallen einfach zu viele Egos ungebremst aufeinander. Die Liebe ist vermutlich da, aber oft kann ich sie wie gesagt kaum spüren und mittlerweile auch nur noch sehr schwer annehmen. Zu groß ist die Gefahr wieder verletzt oder allein gelassen zu werden.

So anders …

Außerdem habe ich immer öfter das tiefe Gefühl, das ich so anders bin als der Rest meiner Familie und so gar nicht in diese Familie passe. So oft habe ich das Gefühl, dass ich nicht oder falsch verstanden werde und grundsätzlich in fast allem ganz anders bin. Ich lebe mein Leben so anders, habe ganz andere Prioritäten und scheinbar auch andere Werte. Damit stoße ich oft auf Unverständnis oder werde sogar belächelt.

Ich weiß nicht, ob es üblich ist kleine Frechheiten mit Späßchen zu verkleiden, aber ich möchte das jedenfalls nicht mehr dulden. Und ich habe auch keine Lust mehr mich zu erklären. Ich bin wie ich bin und lebe mein Leben wie es mir gefällt. Hierzu ist an und für sich kein Kommentar von Außen erforderlich. Jeder sollte so akzeptiert werden, wie er nunmal ist – auch wenn das vielleicht so ganz anders ist als der Rest gewöhnt ist.

Aber auch für meinen lieben PATMan sind die Feste mit meiner Familie oftmals eine Herausforderung. Nach all den Jahren sollte gerade meine Familie wissen, dass er eben nicht so ist wie Gleichaltrige und sich nicht in ein Schema pressen läßt. Dennoch stößt auch er mit seinem Verhalten immer wieder auf Unverständnis. Was ich allerdings an ihm bewundere ist, dass es ihm – zumindest scheinbar – schnurzegal ist. Er versucht nicht mal sich anzupassen, dazu zu gehören oder etwa sich zu erklären. Er ist einfach er selbst. Ohne Rücksicht auf Verluste. Ohne falsche Höflichkeit.

Zurück zum Osterfest

Ostern haben wir nun hinter uns gebracht und es war an und für sich diesmal überraschend unaufgeregt. Jede*r war bemüht und größtenteils freundlich. Selbstverständlich habe ich bei einigen Aussagen der lieben Verwandtschaft ein Auge zugedrückt, aber den Osterfrieden sollte es doch zumindest in der Famile geben 😉.

Für mich war jedenfalls wichtig, dass meine Kinder bei mir waren (anders als zu Weihnachten. Ihr erinnert euch?) und ich mit ihnen gemeinsam liebevolle Zeit verbringen konnte. Das genieße ich immer so sehr 🥰