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petra koller stern 1
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Zwischen Mutterliebe und
Erziehungsburnout

Trainingswoche

Endlich ist es soweit! Mein PATMan fährt auf Trainingswoche!

Wie bereits in einem der letzten Blog Beiträge erzählt, hatte sich Patrik bereits im ersten Jahr des Berufsvorbereitungslehrgangs auf die Trainingswoche gefreut. Damals wäre er mit seiner Freundin gemeinsam gefahren. Es war geplant, dass sie zusammen einkaufen, kochen, essen, feiern und die Gegend bei Wanderungen und Ausflügen mit ihren Schulkolleg*innen erkunden würden.

Doch dann kam Corona und die Durchführung dieser wichtigen Schulveranstaltung war zwei Jahre lang nicht erlaubt. Pattys Freundin hatte die Schule mittlerweile beendet und arbeitete in einer Küche für Jugend am Werk. Eine gemeinsame Trainingswoche war für die Beiden somit leider niemals Realität geworden. Doch wir planten stattdessen einen gemeinsamen Italienurlaub im Sommer.

Endlich Trainingswoche!

Planung der Trainingswoche

Dann war es endlich soweit. Schulveranstaltungen waren wieder gestattet und die Planung der Trainingswoche ging los. Bereits Wochen vor der Veranstaltung hatten die Jugendlichen begonnen mit den Lehrer*innen gemeinsam das Programm für die Woche zu erarbeiten. Sie haben zusammen einen Essensplan für die gemeinsame Zeit erstellt und Ideen für die Gestaltung der insgesamt fünf gemeinsamen Tage gesammelt. Sie wurden bestens darauf vorbereitet was sie erwarten würde.

Die Jugendlichen würden eine ganze Woche auf einer Selbstversorgerhütte, unter Aufsicht der Lehrer*innen, die Möglichkeit haben ihre erworbenen Schlüsselkompetenzen zu überprüfen bzw. zu festigen. Geübt und gefestigt werden sollten demnach Teamfähigkeit, Selbständigkeit, Verantwortung und Ausdauer.

Nervosität

Die Kids waren auf der einen Seite aufgeregt und freuten sich auf die ausgelassene Zeit, ganz ohne Unterricht im herkömmlichen Sinn. Auf der anderen Seite machte sich bei einigen Schulkolleg*innen von Patrik mittlerweile Nervosität breit. Selbstverständlich auch bei Patty selbst. Einige Jugendliche waren zuvor noch nie ohne Eltern auf mehrtägigen Schulveranstaltungen gewesen und mein PATMan hatte ja leider einige nicht so gute Erfahrungen auf Schikursen bzw. Sportwochen gemacht.

Einige Kinder hatten demnach Angst ihre Eltern zu vermissen. Andere konnten sich den Alltag ohne Handy nicht vorstellen – unfassbar, aber heutzutage leider Realität. Wieder andere hatten großen Respekt vor den geplanten Ausflügen und dem „mehr“ an Bewegung im Vergleich zum Schulalltag. Gerade jetzt, nach zwei Jahren Corona, in denen viele Jugendliche ihre Zeit aufgrund der Maßnahmen größtenteils zuhause verbracht hatten, war dies allerdings verständlich.

Erste Ausfälle

In der letzten Woche vorm Start der Trainingswoche gab es dann bereits die ersten Ausfälle. Zwei Jugendliche konnten nicht mitfahren, da sie positiv auf Corona getestet wurden. Zusätzlich würde eine Mitschülerin und enge Freundin von Patrik nicht mitfahren, da sie zuviel Angst vor einer Woche ohne Mama und ohne Handy hatte. Leider konnten weder die Jugendliche selbst noch die Eltern des Mädchens davon überzeugt werden, es wenigstens zu versuchen und so würde Patrik die Trainingswoche ohne sie erleben müssen.

Und dann wurde Patty krank. Bereits am Dienstag hatte er begonnen zu niesen und zu husten. Ich war nicht sicher, ob es nicht nur allergische Reaktionen waren oder tatsächlich eine beginnende Erkältung. Am Mittwoch konnte ich ihn noch motivieren zur Schule zu gehen, obwohl er sich nicht topfit fühlte. Als ich ihn allerdings mittags von der Schule abholte, sah er bereits sehr krank aus. Er hatte Ringe unter den Augen, war bleich und antriebslos.

Am Donnerstag Morgen hatte er dann erhöhte Temperatur und ich konnte ihn keinesfalls zur Schule bringen. Der Husten war schlimmer geworden und seine Nase lief unaufhörlich. Er bekam fortan entzündungshemmende Medikamente und ich hoffte inständig, dass er bis zum Montag – dem Tag der Abreise zur Trainingswoche – gesund werden würde.

Nicht schon wieder krank

Ich hatte also noch vier Tage um Patrik wieder aufzupeppeln. Er bekam wie gesagt Entzündungshemmer, Nasentropfen und Vitamine. Des Weiteren sorgte ich dafür dass er jedenfalls genug trank, damit die Keime möglichst schnell ausgeschwemmt würden. Er durfte ausschlafen und entspannte sich so gut es ging. Gott sei Dank hat Patty für gewöhnlich eine recht schnelle Rekonvaleszenz, dennoch war ich in Sorge.

Bereits nach zwei Tagen ging es ihm allerdings deutlich besser. Ich war erleichtert! Denn auch wenn Patrik selbst Zweifel daran hatte, ob die Trainingswoche wirklich Spaß machen würde, war ich überzeugt davon dass er diese Erfahrung jedenfalls machen sollte und enorm davon profitieren würde. Ja er hatte Angst – wieder eine ungewohnte Situation. Übernachtungen außerhalb seinem Zuhause und ohne seine Luna machte er in letzter Zeit kaum. Und sie verlangten ihm viel ab. Er würde sein Zimmer mit einem Mitschüler teilen und musste auch Bad und Toilette mit den Anderen teilen. Dies bedeutete für ihn: zu 100 % raus aus der Komfortzone.

Gemischte Gefühle

Auch ich hatte gemischte Gefühle zu der Woche. JA, ich war überzeugt, dass er an der Erfahrung enorm wachsen würde. Aber würde er all die Challenges wirklich meistern? Ihr könnt euch vielleicht erinnern, dass ich schon mal erzählt habe, dass mein PATMan seit einiger Zeit nicht vor anderen Menschen essen möchte. In der Schule hat er daher bis dato niemals gegessen. Er fastet für gewöhnlich einfach solange bis er zuhause ist und dann alleine in der gewohnten Umgebung entspannt essen kann. Und nun sollte er fünf Tage lang mit seinen Kameraden zusammen essen.

Da ich in der Vergangenheit nur zu oft erleben musste, wie Patrik – geleitet durch seine Ängste – ausrastete, war ich auch in Sorge, was am Tag der Abreise passieren würde. Vom Streik über Agressionsanfälle bis hin zu Panikattacken war da alles möglich. Eine grauenhafte Vorstellung! Leider war ich in solchen Situationen nicht immer geduldig genug und tat mir auch mit Verständnis für derartige Reaktionen oftmals sehr schwer.

Der Papa wird´s scho´ richten

Packen
Packen für die Trainingswoche

In diesem Fall war die beste Lösung für alle Beteiligten die „Zweitbesetzung“ – Pattys Papa 😅. Wir vereinbarten, dass er Patrik zum Bahnhof bringen würde, damit die Dynamik zwischen meinem PATMan und mir – wie sie in der Vergangenheit leider öfters bereits entstand – gleich gar nicht aufkommen konnte. „Daddy cool“ würde also meinen Schatz bereits am Wochenende mit dem vorbereiteten Reisegepäck übernehmen und ihn am Wochenende bespaßen. Am Montag würde er ihn dann zum Treffpunkt am Bahnhof bringen.

Wir hofften damit den Angst- bzw. Sorgenkreislauf zwischen Patrik und mir zu durchbrechen. Ziel war jedenfalls, dass wir uns nicht gegenseitig mit Bedenken anstecken würden, damit Patty die Woche so locker wie möglich angehen konnte. Ich war meinem lieben Ex-Mann unendlich dankbar hierfür und sicher, dass dies die beste Lösung für uns alle war.

Bestens vorbereitet

Im Grunde war somit alles bestens für die Umsetzung des pädagogischen Auftrags der Trainingswoche vorbereitet. Dieser hatte wie folgt gelautet: Selbstständigkeitstraining, Übernehmen von Verantwortung in den eigenen Lebensbereichen (wie Körperpflege, Ordnung halten im persönlichen Bereich, Koordination von Ruhephasen und selbständiger Aufgabenerledigung in Abstimmung innerhalb der Gruppe) sowie Förderung von Sozialkontakten, Training von Zeitmanagement, eigene Grenzen kennen lernen und überwinden und vieles mehr.

Als ich meinen PATMan dann am Wochenende gerüstet mit dem vorbereiteten Gepäck und seiner Stoff-Luna, einer ziemlich guten Kopie von unserer Original-Luna 😉 , an seinen Vater übergab, war ich fest davon überzeugt dass alles gut laufen würde. Ich freute mich so sehr für Patrik, dass er diese enorm wichtige und tolle Erfahrung nun endlich machen konnte und war sehr gespannt darauf, was er berichten würde, wenn er nach der Trainingswoche wieder nachhause kommen wird.