Suche
Close this search box.
petra koller stern 1
petra koller stern 1
petra koller stern 1

Zwischen Mutterliebe und
Erziehungsburnout

Veränderung

Nach ständigem Auf und Ab gibt es endlich eine positive Veränderung. Es geht bergauf! PATMAN macht Fortschritte.

Meine Challenge

Die letzten beiden Wochen haben sehr intensiv begonnen. Nachdem meine Rückschmerzen leider nicht besser geworden sind, sondern sogar schlimmer habe ich mich dann tatsächlich zwei Tage krank gemeldet. Diese kleine Auszeit war bitter nötig. Ich habe zwei Tage lang nur meditiert, sanftes Rückenyoga gemacht und viel geschlafen. Dadurch habe ich mich entspannt und bin wieder so richtig zur Ruhe gekommen. Danach fühlte ich mich endlich wieder gut geerdet und mittig.

Seitdem lasse ich meine Yogaroutine keinen einzigen Tag aus und versuche auch täglich mindestens einmal zu meditieren. Ich habe einfach gemerkt, dass mir das immens guttut und Routinen, die den Körper und das eigene Selbst stärken, sollte man nicht vernachlässigen. Daher bemühe ich mich sehr, konsequent dabei zu bleiben, möchte ich doch keinesfalls einen Rückfall riskieren.

Veränderung

Auch Patrik war in dieser Zeit nicht ganz am Damm. Er hatte mit leichten Erkältungssymptomen zu kämpfen. Diesmal kam er allerdings recht gut damit zurecht und konnte daher täglich an den Aktivitäten bei Jugend am Werk teilnehmen. Man sah ihm zwar an, dass er wohl müde war und er musste immer wieder husten und niesen, aber dennoch hat er sich nichts anmerken lassen. Es gab in den letzten beiden Wochen erfreulicherweise auch keine negativen Vorfälle.

PATMAN ist cool
PATMAN hat einen Freund!

Im Gegenteil – am Mittwoch hatte ich, als ich ihn von der Arbeit abholte, entdeckt, dass er sich von einem Kollegen mit gegenseitigem Schulterklopfen verabschiedete. Auch von anderen Kollegen verabschiedete er sich mit Handzeichen, die für Jugendliche typisch sind. Es war so ein schönes Gefühl ihn so zu sehen. Er wirkte total verändert. Als ich ihn darauf ansprach, erzählte er mir, dass er einen Freund gefunden hatte: William. Ein Junge mit Autismus. Die Beiden kommunizieren ausschließlich nonverbal miteinander, aber es funktioniert sehr gut und mein PATMAN möchte seinen Freund sogar zu uns nachhause einladen. Was für eine Freude!

Ostern

Gesamt war Patrik diese Woche sehr ausgelassen und freut sich schon sehr auf Ostern. Seine Wunschliste ist wie üblich sehr lang. Seit Tagen erzählt er mir täglich von neuen Dingen, die er sich zu Ostern wünscht. Er ist auch schon ein bisschen ungeduldig und zählt die Tage bis zu den Osterfeiern. Wir werden am Ostersonntag unseren traditionellen Osterbrunch im kleinen Familienkreis zelebrieren und vermutlich wird Patrik gar nicht richtig daran teilnehmen. Meist kommt er erst zur Geschenkvergabe und genießt danach wieder die Ruhe in seinem Zimmer. Doch wo er derzeit so verändert ist, wer weiß … vielleicht wird es dieses Jahr wieder einmal anders sein.

Den Ostermontag wird mein PATMAN bei seinem Vater mit seinen Brüdern verbringen. Soweit ich weiß, suchen sie immer gemeinsam gefärbte Eier und Osternester im Garten. Mit seinem kleinen Bruder ist Patrik hierzu leicht zu überreden und ich denke er genießt es auch. Die Zeit, die die drei Brüder mit ihrem Papa gemeinsam verbringen, ist immer ein Gewinn für alle.

Betreuergespräch

Nach Ostern wird es wieder ein gemeinsames Gespräch mit Patrik und seinen Betreuern von Jugend am Werk geben. Wir möchten uns über die Fortschritte von Patty unterhalten und besprechen was die nächsten geplanten Schritte sind. Der Start des Fahrtentrainings steht leider immer noch aus. Da mein PATMAN nun endlich gelernt hat seine Aggressionen zu beherrschen und auch einen Freund gefunden hat, sind zwei wichtige Punkte umgesetzt. Nun ist der nächste erforderliche Step, dass er in der Gruppe mitarbeitet. Das ist immens wichtig, damit er nicht doch noch Standort wechseln muss.

Für das Fahrtentraining steht er auf der Warteliste. Hier geht es wieder mal um freie Ressourcen. Ich hoffe, dass er bald starten kann, da dies unser aller Alltag deutlich vereinfachen würde. Außerdem ist es – wie bereits mehrfach festgehalten – sehr wichtig für seine Selbständigkeit. Sobald ein*e Fahrtentrainer*in Zeit hat, kann damit begonnen werden. Selbstverständlich wird das meinen PATMAN wieder sehr stark fordern, aber wenn er es schafft, ist ein wirklich wichtiger Schritt getan. Und ich denke, dass ihm der Erfolg Auftrieb geben wird.

Kontrolltermin

Nach wie vor sind Arzttermine für meinen PATMAN eine spezielle Herausforderung. Diese Woche war die jährliche Kontrolle beim Hautarzt fällig. Patrik hasst das. Nicht nur weil er aufgrund seiner Lernerfahrung Ärzten gegenüber ohnehin skeptisch ist, sondern vor allem, weil er ein Problem mit Nacktheit hat. Ich bin nicht sicher, wo das herkommt, befürchte aber, dass es mit dem Mobbing durch seine Mitschüler in der Mittelschule zusammenhängt. Er wurde lange deswegen gehänselt, dass er so dünn und knöchern ist. Deshalb verabscheut er kurze Hosen und möchte so wenig wie möglich nackte Haut zeigen.

Eis Essen
Eis Essen

Nachdem die Familienkontrolle überstanden war, sind wir noch Eis essen gefahren. Patrik hat uns trotz anfänglichem Protest begleitet. Er isst grundsätzlich kein Eis, da er sowohl heißes als auch kaltes Essen verabscheut. Das war schon immer so. Am liebsten sind ihm wohltemperierte Speisen. Dennoch saß er mit uns bei Tisch und trank Coca-Cola. Ich weiß, dass das nicht einfach für ihn war, da er nicht gerne in Lokale Essen geht. Er versucht Menschen immer noch aus dem Weg zu gehen, vor allem wenn es fremde Menschen sind. Nach wie vor isst er auch am liebsten zuhause, in seinem sicheren Umfeld. Doch er hat das Eis essen im kleinen Familienkreis gemeistert, wieder ein Fortschritt. Ich war sehr stolz auf ihn.

Therapie

Was auch noch offen ist, ist die Therapie beim VKKJ. Dort ist Patrik ebenfalls auf der Warteliste. Er ist für eine tiergestützte Therapie vorgemerkt. Dabei wird er mit einem Pudel arbeiten. Leider wird die Therapie ausschließlich an einem Standort in Wien angeboten, der sich am anderen Ende der Stadt befindet. Sobald die Therapie beginnt, müssen wir also einmal wöchentlich bis nach Liesing fahren. Das stellt organisatorisch wieder eine Challenge dar, aber was tut man nicht alles für Erfolge 😉. Je nach Angebot wäre ein wöchentlicher Termin Freitagnachmittag am günstigsten, da Patrik am Freitag bereits um 13.30h von Jugend am Werk abzuholen ist.

Ich hoffe, dass das Fahrtentraining so schnell erfolgreich ist, dass Patrik zum Therapiestart bereits selbständig zu Jugend am Werk fahren kann, dann müsste ich an diesem Tag auch nicht drei Mal hin und her fahren. Das wäre natürlich am angenehmsten für mich. Aber wir werden sehen, wie hier die jeweiligen Timelines aussehen werden.

Familiäre Situation

Zusätzlich gibt es im Leben meines PATMANs noch eine Veränderung. Ich bin seit einiger Zeit wieder liiert und mein Mann ist vor etwa drei Wochen bei uns eingezogen. Zu meiner Freude hat Patrik das sehr gut aufgenommen und profitiert davon. Unser gemeinsamer Alltag funktioniert spitze. Immer öfter isst mein PATMAN mit uns beiden gemeinsam und bleibt auch länger mit uns gemeinsam im Wohnzimmer. Er spricht noch immer nicht besonders viel, aber er verkriecht sich auch nicht mehr so oft in seinem Zimmer.

Da ich in letzter Zeit wie gesagt beruflich sehr eingesetzt war, haben die Männer auch Zeit ohne mich verbringen müssen, und auch das hat wunderbar geklappt. Patrik bestellt bereits Essen bei Roland ab und an redet er sogar mit ihm. Ich genieße es, dass ich zuhause endlich Unterstützung habe und bin dadurch ehrlich gesagt viel entspannter. Das genießt mein PATMAN selbstverständlich auch. Und so haben sich in den letzten Wochen einige Verbesserungen in PATMANs und meinem Leben ergeben und wir genießen die harmonische und entspannte Zeit gemeinsam.